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Erfahrungsbericht OpenStreetMap und OSMAnd master
authorBoris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
Thu, 27 Feb 2025 20:09:02 +0000 (21:09 +0100)
committerBoris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
Tue, 22 Apr 2025 20:21:51 +0000 (22:21 +0200)
2025-02-27_Erfahrungsbericht_OpenStreetMap_und_OSMAnd.eml [new file with mode: 0644]

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new file mode 100644 (file)
index 0000000..71065cb
--- /dev/null
@@ -0,0 +1,29 @@
+Message-ID: <65b0dc51-ac02-498d-a466-942c104df39d@tamarin.local>\r
+Date: Sat, 27 Feb 2025 21:09:02 +0100\r
+To: undisclosed-recipients: ;\r
+From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>\r
+Subject: Erfahrungsbericht OpenStreetMap und OSMAnd\r
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+# Erfahrungsbericht OpenStreetMap und OSMAnd\r
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+Ich war schon früh von OpenStreetMap begeistert und inzwischen vergeht eigentlich kein Tag mehr, an dem ich nicht irgendwie damit konfrontiert werde. Sei es, weil ich es selbst nutze oder ich es auf irgendeiner Website eingebettet vorfinde. Gerade letzteres freut mich immer ein wenig, weil ich persönlich einige Male den Anstoß dafür gegeben habe, OSM hier zu nutzen oder gar von Google Maps wegzumigrieren.\r
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+Für mein eigenes Nutzungsverhalten war natürlich mein erstes Smartphone ein absoluter Katalysator: endlich keine GPS-Maus per USB an ein Laptop anschließen und hoffen müssen, dass dessen Akku ein paar Stunden durchhält! Neben der Hardware-Seite musste natürlich auch die passende Software existieren… und das tat sie in Form von [OSMAnd](https://osmand.net/), einem Rund-Um-Sorglos-Paket für Karten, Mapping und vor allem Routing. Schnell war mir klar, dass Navigation/Routing für mich und sicherlich viele andere eine essentielle Funktion war und diese in der freien Android-Welt nicht brechen durfte. Ich habe in meiner Zeit bei F-Droid immer sehr darauf geachtet, dass die OSMAnd-Builds funktionsfähig waren. Da OSMAnd auch eine x86-Build-Flavor besaß, die ich nur im Emulator testen konnte, war für mich klar, welches Geräte ich gerne hätte, als mir F-Droid ein Entwicklungsgerät zuschicken wollte: Asus ZenFone 2 mit Intel Atom. So konnte ich dann wirklich x86-Builds problemlos testen.\r
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+Auch nach F-Droid war mir OSMAnd stets ein treuer Begleiter und das einzige, was mir wirklich fehlt, wäre zum einen die Integration von PublicTransport-Routing, zum anderen an Staus und Wartezeiten angepasste Routenfindung. Beides scheitert prinzipiell an der Verfügbarkeit von Daten.\r
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+Für ersteres existieren natürlich die Haltestellen und Linien, somit geht das eigentlich Routing, es fehlen aber die Fahrplanauskunft. Leider sieht man an Transportr oder Öffi, wie schwer es ist, die Bahn und andere Verkehrsverbünde davon zu überzeugen, dass sie eine offene API bereitstellen. Rate-Limits, unangekündigte Abschaltungen oder Änderungen sind an der Tagesordnung… mit der Folge, dass das Routing bricht, der Entwickler zeitnah nachlegen muss und dann ggf. noch der Buildzyklus von F-Droid durchlaufen muss. Hintergrund für das zögernde Verhalten ist vermutlich Unverständnis und Kalkül: Die Nutzer sollen die eigenen Apps der Verbünde nutzen, dann bekommen die nämlich gleich noch Telemetrie-Daten und man motiviert zum Ticketkauf in der App – dann kann man endlich die teuren Automaten abschaffen! Als ehemaliger BahnCard100-Kunde ist für mich der App-Zwang hier – mit einem FlatRate-Ticket – besonders grotesk, aber ich schweife ab.\r
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+Verkehrsdaten über Auslastungen von Straßen sowie Bus- und Bahnverbindungen sind ebenfalls kaum frei verfügbar. Mir ist klar, dass vieles davon auf Grundlage von Google- oder Apple-Diensten erhoben wird, aber zumindest offizielle Staumeldungen sollte man in OSMAnd integrieren und für das Rotuing nutzen. Derzeit ist es zwar möglich, Overlays einzubinden, die z.B. auf Basis von GoogleMaps die aktuelle Verkehrsdichte farblich kennzeichnen, aber ein Einfluß auf die Routenberechnung hat dies nicht. \r
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+Kurz gesagt: OSMAnd ist eine hervorragende App, die ich nur empfehlen kann, und OpenStreetMap liefert dafür die Grundlagen. Beides ist aber nicht neu, also warum jetzt dieser Post? Nun, ein Urlaub hat mich wieder daran erinnert, wie fragil unsere als Selbstverständlichkeit wahrgenommene Technikwelt ist: Ein Internetzugang von überall, zur jeder Zeit mit hoher Geschwindigkeit ist selbst bei uns eine Voraussetzung, die nicht immer erfüllt werden kann. In anderen Ländern bricht der Service schnell mal zusammen oder man hat per se keine Abdeckung durch mobiles Internet – auch wenn das ggf. besser verfügbar ist, als kabelgebundenes Internet. Gerade bei so einer Navigationshilfe ist es aber unerlässlich, dass sie trotzdem weiterfunktioniert, weil man ja sonst tief ins unbekannte Territorium gelotst wird und nach einem Ausfall nicht wieder zurückfindet. Daher war der selbst Normies einleuchtende Grund für OSMAnd, dass es Offlinerouting konnte. Google und Apple zogen erst vor einigen Jahren nach. Aber selbst mit Internetverbindung und verfügbaren Kartendaten weigerte sich im konkreten Fall Apple Maps vor Ort ein Routing auch nur zu versuchen. Die Navigation über OSMAnd funktionierte tadellos. An einigen Stellen waren die Kartendaten vorhanden, aber falsch verbunden bzw. die Beschilderung nicht aktuell (Kreisverkehre wurden als Mehrfachkreuzungen angesagt), aber alles in allem war das Kartenmaterial meist deutlich genauer als Google Maps – wobei letzteres mit Zusatzinformationen (Läden, Restaurants, Hotels sowie deren Öffnungszeiten und Rezensionen) punkten konnte. \r
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+Doch auch für OpenStreetMap war es an einigen Orten ein _uncharted territory_. Für einige Wanderrouten gab es selbst vor Ort ein ausgedrucktes Sattelitenbild, auf dem grob der Verlauf von Hand eingezeichnet war. Ansosten hieß es: Immer der Nase nach, und ein paar wenigen Beschilderungen am Boden folgen. Auf dem Bild selbst konnte man ob der ausufernden Vegetation nichts erkennen. Kein Wunder also, dass auch der beste Google-Algorithmus hier nicht einen Weg erahnen konnte. Zur eigenen Sicherheit habe ich daher den GPS-Logger von OSMAnd mitlaufen lassen. Als Dank für die tadelosen Dienste von OSMAnd und OpenStreetMap über die Jahre, war es dann an der Zeit diesen _Datenschatz_ an die Community zurückzugeben.\r
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+Nach der – in der heutigen Zeit obligatorischen – Accounterstellung auf [OpenStreetMap](https://opentreetmap.org) mit erfreulich wenig anzugebenden Daten, konnte es losgehen. Die GPS-Tracks konnten als GPX-Datei exportiert und auf OSM hochgeladen werden. Hier muss man die Sichtbarkeit (_identifizierbar_, _öffentlich_, _verfolgbar_, _privat_) festlegen, wobei selbst bei _privat_, für das ich mich zunächst entschieden habe, die einzelnen Punkte ohne Zeitstempel über die API zugreifbar sind. Von der Trackübersicht kann man dann direkt mit dem Editieren der Karte loslegen und sich die einzelnen Tacks über der aktuellen OSM-Karte anzeigen lassen. Der Online-Editor ist sehr einfach und intuitiv zu bedienen, ein kleines Tutorial gibt es aber trotzdem. Natürlich gibt es deutlich mächtigere Desktop-Anwendungen, die ich aber weder benötigte noch ob der Java-Abhängigkeit installieren wollte. Das Kartieren selbst gestaltet sich etwas anders, als ich dachte: Meine Annahme war, dass ich die GPX-Wegpunkte etwas bereinige und dann direkt in ein OSM-Objekt konvertieren kann. Stattdessen zeichnet man den Verlauf manuell nach. Hintergrund drüften manche Ungenauigkeiten der GPS-Logger, harte Sprüngen bei kleiner Sampling-Rate und die Anpassung an ggf. vorhandene Satteliten Daten sein. Ist man fertig, wird man gefragt ob man die Änderungen speichern will, gibt analog zum _Committen_ von Programmcode eine Änderungsnotiz mit an und man ist fertig. Optional kann man auch eine Überprüfung beantragen, das sich teils auf rein technische Aspekte, teils auf die eingetragen Daten beziehen kann. So oder so, sind die Daten damit veröffentlicht – es dauert aber einige Zeit, bis sie den Weg auf die Hauptkarte (in allen Zoomstufen) gefunden hat. Letzteres ist natürlich erstmal verwirrend, wenn Änderungen in einer Zoomstufe sichtbar sind, man sich freut und beim Rein-/Rauszoomen diese verschwinden. Alles in allem war die OSM-Erfahrung und die Kontakte zur Community aber sehr angenehm. Dank geht hier z.B. an den Elektroinstallateur, der eben viel rumkommt, seine Fahrten streamt und nebenher dern GPS-Logger laufen lässt! Ich werde den Account behalten und in Zukunft auch weiter Daten beitragen, auch wenn Deutschland schon ziemlich gut erschlossen ist.\r
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+Kleiner Tipp für eine zweite Android-App: [SteetComplete](https://streetcomplete.app/) regt per Gamification zum Sammeln von Zusatzinformationen – Straßennamen, Öffnungszeiten, Belege usw. – an, also den Daten, die ich im Urlaub insbesondere von Google Maps bezogen habe.\r