1 From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
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2 Date: Wed, 25 Nov 2009 19:17:33 +0000
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5 Message-ID: <20091125191733.t2c0Xv@silberbruch>
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9 To: undisclosed-recipients: ;
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10 Subject: Studentenproteste und Vortraege
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12 Im Zuge der Studentenproteste wird versucht die besetzten Hoersaele auch
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13 sinnvoll zu nutzen, indem interessante Vortraege angeboten werden. Auch
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14 ich wurde schon gefragt, ob ich nicht am KIT oder inzwischen auch an der
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15 Paedagogischen Hochschule einen eben solchen Vortrag halten moechte. Ueber
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16 den internen Mailverteiler des Entropia kam auch von den Studenten im
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17 Audimax der Uni Freiburg eine Anfrage rein.
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19 Grundsaetzlich freue ich mich natuerlich ueber jegliche Moeglichkeit, Wissen
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20 in welcher Form auch immer zu vermitteln. An Ideen mangelt es ebenfalls nicht,
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21 denn ich habe sowohl einige technische als auch paedagogische Themen auf
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22 meiner Liste von lohnenden Vortraegen. Und auch wenn Besetzungen nicht das
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23 Mittel meiner Wahl sind, so halte ich die Proteste fuer laengst ueberfaellig
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24 - wer mich naeher kennt, wird meine Meinung zum Bildungssystem ja schon des
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25 oefteren auch ungefragt mitbekommen haben - und die Besetzungen selbst fuer
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28 Der Grund, warum ich zwar gerne bei der Ausarbeitung von Vortraegen helfe,
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29 bei Aktionen wie Flashmobs mich beteilige, die Diskussion mit gleich- und
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30 andersgesinnten Menschen suche, aber in Sachen Vortraege mich doch sehr
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31 zurueckhaltend zeige, ist relativ einfach: Zeit und Zeitpunkt.
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33 Ich habe momentan einfach so viel um die Ohren, dass ich nicht noch eine
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34 weitere Front aufreissen will. "Aber wenn etwas wichtig ist.." hoere ich
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35 euch jetzt schon sagen. Ja, wenn etwas wirklich wichtig ist, dann nimmt
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36 man sich die Zeit. Und ja, diese Anliegen sind alles andere als unwichtig;
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37 aber manchmal muss man sich erstmal ganz egoistisch um seine eigenen,
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38 (lebens-) notwendigen Sachen kuemmern. Es bringt auch nicht viel, mit
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39 aller Kraft einen Damm zu halten, wenn dann nach einiger Zeit alle
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40 Helfer gleichzeitig ausfallen.
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42 Exkurs: Ich habe oben geschrieben, dass ich die Besetzungen nicht fuer das
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43 optimale Mittel halte und moechte daher den Gedanken kurz weiter
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44 ausfuehren. Die Ziele der Proteste sind tiefgruendig und manig-
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45 faltig; sie reichen von gesellschaftlichen und politischen
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46 Forderungen ueber konkrete, langfristige Veraenderungen an der
\r
47 jeweiligen Hochschule/Universitaet bis hinzu kleinen Detail-
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50 Letztere lassen sich mit einem Gespraech mit der Verwaltung und
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51 viel Eigenarbeit meist sofort realisieren. Je nach Hochschule
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52 lassen sich auch die langfristigen Veraenderungen deutlich
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53 besser an einem Tisch besprechen und durchsetzen als mit
\r
54 solchen Aktionen - Besetzungen koennen aber durchaus geeignet
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55 sein, um die Verantwortlichen ueberhaupt erst an einen Tisch
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56 zu bekommen. Die politischen Aenderungen wird man allerdings
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57 kaum in der Zeit einer Besetzung erleben, da solche Prozesse
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58 aeusserst langwierig sind und gefuehlte Ewigkeiten dauern.
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60 Die Besetzung von Hoersaelen ist also mehr eine momentane
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61 Moeglichkeit sich Gehoer zu verschaffen und kein besonders
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62 zielfuehrendes Mittel sich an laengerfristigen Entscheidungen
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63 zu beteiligen. Um es mal militaerisch auszudruecken: Bevor
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64 man aus blindem Aktionismus in ein Land einmarschiert, sollte
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65 man sich ueber den Rueckzug Gedanken machen - es gibt derzeit
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66 ja genuegend Beispiele, was sonst passiert.
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68 Um das nochmal klar zu stellen: Ich halte das Vorgehen der
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69 Studenten fuer absolut legitim und wichtig. Allerdings halte
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70 ich fortlaufende, kleinere Aktionen fuer deutlich besser
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71 geeignet als Besetzungen auf unbestimmte Zeit. Irgendwann
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72 hat man den Aufmerksamkeitsbonus verspielt, irgendwann
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73 broeckelt die eigene Motivation, irgendwann resigniert man.
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74 Kleine, fortwaehrende Nadelstiche dagegen koennen auch
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75 den staerksten Gegner zum Fall bringen...
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77 Zum Abschluss bleibt mir nur noch ein mahnendes Wort an beide Seiten. In
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78 Deutschland sehe ich da zwar weniger die Gefahr, aber da die Proteste
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79 inzwischen auch um die Welt gehen, scheint es mir nur richtig, daran
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80 zu erinnern: Wie es schon in "V wie Vendetta" richtig bemerkt wurde,
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81 macht irgendwann irgendwer irgendetwas dummes - und dann wird es richtig
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