1 From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
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3 Date: Wed, 16 Jun 2010 22:49:54 +0200
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5 Message-ID: <20100616204954.xvgWCi@silberbruch>
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8 To: undisclosed-recipients: ;
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9 Subject: Menschheit, Menschlichkeit und Bildung - eine (kurze) Standortbestimmung
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11 Die Menschheit hat nichts aus ihrer Vergangenheit, insbesondere aus
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12 dem zweiten Weltkrieg, gelernt. Alle humanitaeren Einsichten, die
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13 eben diesen Krieg verhindern haetten sollen, waren schon weit vorher
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14 bekannt. Und genau so sind sie uns jetzt noch bekannt, aber ich habe
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15 das Gefuehl, dass sie weiterhin nicht gelebt werden.
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17 Der allererste Forderung an Erziehung, "dass Auschwitz nicht noch
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18 einmal sei" (Adorno), dieser Forderung werden wir auch weiterhin nicht
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19 gerecht. Das staatliche Schulwesen hat uns viele Vorteile gebracht und
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20 niemand kaeme auf die Idee, es abschaffen zu wollen, so auch ich
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21 nicht. Allerdings sehe ich mit entsetzen eine Gefahr am Horizont:
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23 Wenn der Staat weiterhin ein solches Eigenleben entwickelt, wie er es
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24 derweilen tut oder gar shcon getan hat, wenn er nicht mehr nur das
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25 zusammenfassende Konstrukt seiner Buerger ist, sondern letztere als
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26 Beherrschte seiner eigenen Herrschaft begreift, dann wird ihm Bildung
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27 immer mehr zur Gefahr werden, dann wird staatliche Bildung eine
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28 Bildung zur Staatstreue werden, einer Nicht-Bildung, einer Ausbildung
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29 zum Funktionieren. Ebenso wird Erziehung oder Eduktion nicht mehr der
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30 Bildung den Weg bereiten, sondern zu einer Erziehung zur Unmuendigkeit
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33 Noch scheint dies alles in weiter Ferne zu liegen, doch wehret den
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34 Anfaengen (vgl. Cicero)! Sowohl in den Schulen als auch den
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35 Hochschulen und Universitaeten - ach, wie schoen klingt dieser Titel,
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36 doch eine Universitaet mit universalem Charakter im Sinne eines "Allen
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37 alles auf allseitige Weise lehren" habe ich noch nicht erblicken
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38 duerfen - scheint sich trotz aller Bemuehungen und euphemistischen
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39 Worthuelsen schleichend etwas breit zu machen, dass der Bildung im
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40 eigentlichen Sinne entgegen steht. Und je mehr sich dieses Gefuehl in
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41 mir breit macht, je mehr ich davon mitbekomme, desto mehr muss ich
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42 leider davon ausgehen, dass es nicht nur in Kauf genommen wird,
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43 sondern dass es politisch gewollt ist, dass die "Beherrschten"
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