1 From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
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3 Date: Tue, 07 Jun 2011 23:52:00 +0200
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5 Message-ID: <20110607215200.wbeD7F@silberbruch>
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8 To: undisclosed-recipients: ;
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9 Subject: Ueber das Geben und Nehmen von Zeit
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11 Wer haeufiger mit mir kommuniziert, der wird wissen, dass ich gerne
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12 laengere Mails schreibe. Das liegt daran, dass ich zum einen haeufig
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13 abschweife, zum anderen ich aber auch kleinere Details fuer wichtig
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14 oder zumindest interessant halte.
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16 Solche Texte zu schreiben bedarf Zeit und Ruhe; beides habe ich in
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17 der juengten Vergangenheit eher selten. Es kommt daher immer mehr
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18 vor, dass ich mich am Anfang der Mail fuer die grosse Zeitspanne
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19 entschuldigen muss, die zwischen dem Maileingang und der Antwort
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20 liegt. Ich moechte ja nicht eine Antwort hinschludern, denn Leute,
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21 die mir etwas bedeuten, haben ein gewisses Recht darauf, dass ich
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22 mir fuer sie Zeit nehme. Das fuehrt zu der paradoxen Situation,
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23 dass mir nahestende deutlich laenger auf Mails warten, als Fremde,
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24 die ich mit Einzeiler-Antworten abspeisen kann.
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26 Ein weiteres Problem ist, dass lange Textwuesten von vielen Leuten
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27 nicht gerade als einladend wahrgenommen werden. Und tatsaechlich
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28 fehlt es mir bei einigen Themen an der Faehigkeit, sie auf das
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29 Wesentliche zu reduzieren, das Praegnante herauszuarbeiten. Was
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30 mich bei sowas insbesondere traurig macht, ist der Gedanke, dass
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31 die Zeit, die ich in eine Antwort investiere nicht nur eine Art
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32 Geschenk von mir an den jeweiligen Adressaten ist, sondern ich
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33 mir im gleichen Zug ja anmasse, ueber deren Zeit zu verfuegen,
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34 denn auch das Lesen solcher Texte -- und ggf. das Wiederantworten
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35 -- frisst ja ebenfalls Zeit.
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37 Ich moechte mich daher mal bei allen entschuldigen, die unter
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38 meinen epischen Ausschweifungen leiden. Als kleine Uebung fuer
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39 mich und Geschenk fuer euch, habe ich diesen Text mal kompaktiert,
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40 so dass er mit unter 130 Zeichen sowohl fuer Twitter als auch
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41 fuer SMS geeignet ist:
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43 Schreiben, Zeit nehmen: Ein Geschenk. Ausdruck der Wertschaetzung.
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44 Oder die Anmassung ueber die Zeit des Lesenden zu verfuegen?
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