1 From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
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2 Date: Mon, 12 Nov 2012 20:50:13 +0100
\r
4 Message-ID: <20121112205013.7ql5ZX@silberbruch>
\r
8 To: undisclosed-recipients: ;
\r
9 Subject: [.plan] Medienkompetenz im Bildungswesen
\r
11 Aus gegebenen Anlass haben Felix [0] und ich mal wieder ueber die
\r
12 Medienkompetenz von Studierenden gerantet. Wobei wir auch den
\r
13 Dozierenden eine Mitschuld geben. Schlimm genug, dass sie meist
\r
14 selbst keine Ahnung bzw. nicht mal Interesse an einer Staerkung
\r
15 ihrer eigenen medienkompetenz haben, aber viel verherender ist,
\r
16 dass dadurch den Studierenden vermittelt wird, dass das nicht
\r
17 wichtig ist -- zumindest nicht wichtig genug, um sich selbst
\r
18 damit zu beschaeftigen.. Medienkompetenz ist HiWi-Sache. Hier
\r
23 Abitur, Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife -- so heisst es
\r
24 zumindest: Doch diese Reife gilt es zu Beginn des Studiums unter
\r
25 Beweis zu stellen. Um in der heutigen Zeit an einer Hochschule
\r
26 studieren zu koennen, sind neben sozialen und kognitiven Kompetenzen
\r
27 auch hinreichende Kenntnisse im Umgang mit Medien jeglicher Art ein
\r
28 absolutes Muss! Es versteht sich von selbst, dass vor allem die Berufe
\r
29 im Bildungssektor ueber derartige Kompetenzen verfuegen muessen. Man
\r
30 erwartet von Lehrern, dass sie unsere Kinder auf ein Leben in der
\r
31 Gesellschaft vorbereiten, was bei einer medial gepraegten Gesellschaft
\r
32 eben genau die Medienkompetenz miteinschliesst. Zudem sollte jeder
\r
33 Lehrer allein aus Eigeninteresse Basisfaehigkeiten auf diesem Gebiet
\r
34 vorweisen koennen: Es gibt fuer Lehrer, vor allem fuer Junglehrer, nichts
\r
35 Peinlicheres, als sich im Unterricht die Bloesse absoluter Unwissenheit
\r
36 auf diesem Gebiet zu geben oder diese mangelnde Kompetenz in Form von
\r
37 schlecht designten Arbeitsblaettern und Testvorlagen preiszugeben.
\r
39 Dies ist ein Punkt, an dem die Ausbildung der zukuenftigen Lehrerinnen
\r
40 und Lehrer dringend einer gravierenden Aenderung bedarf. Es ist
\r
41 verstaendlich, dass die Hochschulen keine Techniker beziehungsweise
\r
42 vollwertige Informatiker mit paedagogischem Fachwissen hervorbringen
\r
43 koennen und dies auch nicht leisten sollen. Vielmehr muessen sie einen
\r
44 Weg suchen, um eine Art Basiskompetenz fuer Medienangelegenheiten und
\r
45 den sicheren Umgang mit den Alltagswerkzeugen der Lehrer vermitteln
\r
46 muessen. Diese sind heutzutage vermehrt auch technischer Natur: Der
\r
47 Computer ersetz die Schreibmaschine, Praesentationen werden heute
\r
48 haeufig durch Notebook und Beamer unterstuetzt, Audio- und
\r
49 Videoproduktionen kommen immer haeufiger an Schulen vor und der
\r
50 Tageslichtprojektor wird vereinzelt schon vom Visualizer
\r
51 (Dokumentenkamera) abgeloest. Selbst die gute, alte Tafel scheint mit
\r
52 den Interactive Whiteboards einen wuerdigen Nachfolger gefunden zu
\r
55 Um angehende Lehrerinnen und Lehrer auf diesen zukuenftigen Alltag
\r
56 vorzubereiten, muss auch auf Ausbilderebene ein erster Anfang gemacht
\r
57 werden: Professoren muessen ein gutes Vorbild abgeben. In den
\r
58 Lehramtsstudiengaengen ist deren Medieneinsatz allgemein zu gering
\r
59 gehalten. Selbst eine einfache PowerPoint Folie kann dabei schon fuer
\r
60 Abwechslung sorgen und auch einen echten Mehrwert bieten, wenn sie
\r
61 richtig eingesetzt wird. Ein noch so ueberzeugender Foliensatz ist
\r
62 dagegen nutzlos, wenn der Dozierende mit dem Anschluss eines
\r
63 Beamerkabels ueberfordert ist. Welcher Anschluss ist an meinem Geraet
\r
64 verfuegbar? Welche Ausstattung bringt mein Seminarraum mit? Werden
\r
65 Adapter benoetigt? Wie wird das Ganze dann auf dem Beamer sichtbar? Das
\r
66 sind alles Fragen, die auf Tagungen zwar oft vom Veranstalter
\r
67 abgenommen werden, aber im Vorlesungsbetrieb einfach zu den medialen
\r
68 Grundfaehigkeiten des Lehrenden gehoeren muessen. Eine Uebertragung via
\r
69 Visualizer umgeht zwar das Problem kreativ…, zeigt aber ein deutliches
\r
70 Defizit an Medienkompetenz des Vortragenden. Dieses "gefaehrliche"
\r
71 Nichtwissen auf Ausbilderebene vermittelt den Studierenden das Bild,
\r
72 dass auch sie das selbst nicht wissen muessen, wie sie mit der Technik,
\r
73 die einen grossen Teil ihrer taeglichen Arbeit ausmacht, umgehen muessen.
\r
75 Keynote, PowerPoint, Prezi und Open Source Anwendungen im Office
\r
76 Bereich sind die gaengigen Arbeitswerkezeuge um eine Veranstaltung
\r
77 visuell zu unterstuetzen. Von daher ist es notwendig, dass man sich in
\r
78 diesen Dingen auskennt und dass man sich der Vor- bzw. Nachteile der
\r
79 jeweiligen Programme bewusst ist. Es gibt nichts Schlimmeres als den
\r
80 blinden Einsatz visueller Medienwerkzeuge. Ganz egal, fuer welche
\r
81 Software man sich entscheidet, man sollte damit einerseits auch
\r
82 wirklich arbeiten koennen, andererseits diese Arbeit nur dann auf sich
\r
83 nehmen, wenn der Lehrende dadurch seinen Unterricht effektiv
\r
84 unterstuetzen kann und den Lernenden ein spuerbarer Mehrwert
\r
87 Zudem ist die Folienqualitaet in einigen Seminaren und Vorlesungen eher
\r
88 mangelhaft bis ungenuegend. Folien sind methodische Helfer als Stuetze
\r
89 fuer den Vortragenden. Sie sollten nicht einem klaeglichen Versuch zum
\r
90 Opfer fallen, ein komplettes Kursskript zu ersetzen. Skripte sollen
\r
91 immerhin den Studierenden als Lernhilfe fuer Klausuren und Pruefungen
\r
92 dienen. Mit grossen Textpassagen in minimalster Schriftgroesse,
\r
93 Volltextzitaten oder Stichwortlisten vollgestopfte Folien erfuellen
\r
94 dabei keine der beiden Anforderungen: Sie taugen weder zum Lernen,
\r
95 noch ermoeglichen sie dem Vortrag besser folgen zu koennen. Zudem wecken
\r
96 dicht bepackte Folien bei Studierenden den Drang, alles mitzuschreiben
\r
97 -- insbesondere dann, wenn die Folien aus Angst der Dozierenden, dass
\r
98 dort Fehler enthalten sein koennten, nicht veroeffentlicht werden. Ist
\r
99 dieses rein rezeptive Lernen und Abschreiben der Folien erwuenscht,
\r
100 muss auch die dafuer noetige Zeit eingeraeumt werden, die natuerlich von
\r
101 der aktiven Lehr-Lern-Zeit abgeht. Gerade das digitale Zeitalter
\r
102 bietet aber die Moeglichkeiten, deutlich weniger Zeit fuer das
\r
103 Abschreiben und damit viel mehr fuer das Verstehen, Nachdenken und
\r
104 Mitarbeiten freizuraeumen. Dieser Vorgang der 1:1 Kopie der PowerPoint
\r
105 sowie der mit Information vollgestopften Folien fuehrt dazu, dass der
\r
106 Dozierende durch seinen PowerPoint rast, um alle Punkte und alle
\r
107 Folien mit den hoechst serioesen Animationen abzuarbeiten. Bei diesem
\r
108 Vorgang werden die kognitiven Kompetenzen der Studierenden
\r
109 untergraben. Sie schreiben in Windeseile alles mit und denken aber
\r
110 nichtmehr darueber nach. Ein spaeteres positives Lernergebenis ist
\r
111 mitunter nur schwer zu erreichen.
\r
113 Da der Punkt Medienkompetenz langsam auch in der Lehrerbildung als
\r
114 eine nicht unwichtige Sache anerkannt wird, sind auf Frageboegen fuer
\r
115 Praesentationen oder fuer Unterrichtsversuche in den Praktika
\r
116 entsprechende Bewertungskriterien -- meist zum Abhaken -- enthalten. Das
\r
117 alles muendet also dann in der paradoxen Situation, dass Professoren
\r
118 und Dozierenden, die offensichtlich ungern mit Medien arbeiten oder
\r
119 zumindest einen wenig kompetenten Umgang mit diesen pflegen,
\r
120 Studierende und deren Medieneinsatz bewerten. Kann ein Dozent den
\r
121 letzteres bewerten, wenn er sich dabei nur auf die "herkoemmlichen"
\r
122 und "altbewaehrten" Medien Buch, Tafel und Overhead-Projektor
\r
123 versteift? Definitiv nicht, wobei diese Dinge natuerlich noch immer
\r
124 einen wichtigen Teil schulischer Ausbildung repraesentieren.
\r
126 Professoren leisten sich anscheinend lieber Hilfskraefte, die sich mit
\r
127 den Medienbelangen beschaeftigen sollen anstatt selbst Hand
\r
128 anzulegen. Zumal der Faktor "Prestige" bei vielen einen noch groessere
\r
129 Rolle spielt. So sieht man immer haeufiger dozierende und Professoren
\r
130 mit teuren Apple Produkten "arbeiten" -- besser gesagt man sieht sie
\r
131 damit hantieren. Auch hier wird deutlich, dass viele nur eine
\r
132 geringe Ahnung ueber ihre Maschinen haben, aber knappe 2.000€ fuer ein
\r
133 solches Geraet auf den Tisch legen. Es stellt sich dabei Frage, ob
\r
134 nicht spaetestens ab diesem Punkt der persoenliche Ehrgeiz der
\r
135 betreffenden greifen sollte und sie sich selbst sagen sollten, dass
\r
136 die 2.000 Euro zwar gut investiertes Geld sind, aber der Preis damit
\r
137 gerechtfertigt werden muss, sich selbst etwas mehr in die Materie
\r
138 einzuarbeiten und auf diesen Maschinen mehr bedienen zu koennen als den
\r
139 Browser. Das macht naemlich noch lange keine Medienkompetenz aus.
\r
141 Sie duerfen nicht einfach Tutoren fuer die gaengigen Aufgaben am PC oder
\r
142 anderen digitalen Medien anschaffen und sich darauf verlassen, dass
\r
143 diese Studenten die richtigen Kompetenzen bezueglich Medien besitzen.
\r
144 Weder duerfen sich Lehrende auf diese Weise vor der Weiterentwicklung
\r
145 ihrer eigenen Medienkompetenz versuchen zu entziehen, noch darf sich
\r
146 hier blauaeugig auf das Eigeninteresse der Studierenden, sich die
\r
147 erforderlichen Kenntnisse anzueignen, verlassen werden. Viele Tutoren
\r
148 kommen in die Medienzentren der Hochschulen um Aufgaben fuer ihre
\r
149 Dozierenden zu erledigen, von denen sie aber selbst keine Ahnung
\r
150 haben. Diese Arbeitsumverteilung faellt dann wieder auf die
\r
151 "hauptamtlichen" Mitarbeiter und studentischen Hilfskraefte der
\r
152 Medienzentren zurueck: Deren eigentliche Aufgaben dadurch nur verzoegert
\r
153 erfuellt werden koennen. Warum muessen fuer solche Arbeiten, die teilweise
\r
154 nur wenig oder gar keinen Bezug zur Hochschule haben, von Tutoren war
\r
155 genommen werden? Die Antwort liegt prinzipiell auf der Hand: Es hat
\r
156 sich eine persoenliche Bequemlichkeit und ein lethargisches
\r
157 Desinteresse unter der Professoren der Hochschulen breit gemacht.
\r
158 Sollte nicht gerade deren Interesse auf persoenlicher Weiterentwicklung
\r
159 (s.o.) im Sinne der Forschung und Wissenschaft stehen?
\r
161 Ein Problem sind nicht nur die Dozierenden, sondern auch die
\r
162 Studierenden -- ganz gleich ob Tutor oder nicht. Trotz neuer
\r
163 Pruefungsordnung (WHRPO 2011), die angeblich zur allgemeinen
\r
164 Verbesserung der Lehre und Ausbildung der Studierenden beitragen
\r
165 sollte, ist keine Verbesserung dieses Missstandes in Sicht. Der
\r
166 Aufforderung, dass "insbesondere auch [...] medienpaedagogische
\r
167 Fragestellungen" Gegenstand der muendlichen Pruefung sind, muss
\r
168 logischerweise eine entsprechende Schulung waehrend des Studiums
\r
171 Es werden dennoch kaum entsprechende Seminare als verpflichtende
\r
172 angeboten. Es besteht weiterhin die Annahme, dass die Studierenden
\r
173 sich das schon irgendwie selbst beibringen werden, wenn sie sehen, was
\r
174 auf sie zukommt. Auch der Mythos des "Digital Native", der sich nach
\r
175 Behauptungen am Geburtsjahr der Betreffenden erkennen laesst hat sich
\r
176 bislang noch nicht bewahrheitet. Zwar koennen die meisten inzwischen
\r
177 einen Computer bedienen, aber eine umfassende Medienkompetenz bzw. die
\r
178 Kompetenz, sich auch in neue Arbeitsweisen und -materialien
\r
179 einzuarbeiten fehlt: Ein einfaches Softwareupdate, das nur kleinste
\r
180 Aenderungen an der Benutzerfuehrung mit sich bringt, stellt viele vor
\r
181 ein unloesbares Problem.
\r
183 Das eigentlich Schlimme ist aber, dass die nachfolgende Generation,
\r
184 die im Jahr 2012 ihr Studium aufgenommen hat, es bisher noch nicht
\r
185 geschafft hat, grossspurig eine Verbesserung der eigenen
\r
186 Medienkompetenz einzufahren, beziehungsweise diese auf eigene Art und
\r
187 Weise zu verbessern, frei nach dem Motto "Was die Schule nicht von mir
\r
188 wissen will, das lerne ich auch nicht, denn ich brauche es auch
\r
189 nicht."! Zugegeben eine legitime Schuelereinstellung, aber keine
\r
190 Lebenseinstellung. Gerade diese Generation, die sorglos mit
\r
191 Smartphones und Tablets im Netz unterwegs ist sollte ueber das
\r
192 notwendige Know-how verfuegen, was die neusten (High-)Endgeraete leisten
\r
193 koennen und ihre Hardware sicher beherrschen.
\r
195 Es ist keine Entschuldigung zu sagen, dass man das selbst in der
\r
196 Schule nicht gelernt hat. Wenn ich als muendiger Mensch diese Medien
\r
197 nutzen will, dann ist es meine Pflicht, mich in deren Materie
\r
198 einzuarbeiten -- eine Nichtnutzung ist aber keine Option mehr.
\r
199 Basisfaehigkeiten in Bezug auf Emails und Webdienste sind bereits zu
\r
200 erkennen, beduerfen aber bei einem breiten Anwenderfeld der
\r
201 Studierenden weiterhin enormen Verbesserungen. Selbst bebilderte
\r
202 Klickanleitungen zur Einrichtung von Druckern, des WLAN’s oder
\r
203 aehnlichem scheinen ein gewisses Mass an Kompetenz der angehenden
\r
204 Lehrerinnen und Lehrer zu ueberfordern. Der Transfer der Beschriftung
\r
205 "deinaccountname", was der Aufforderung gleichkommt, seinen eigenen
\r
206 Accountnamen einzutragen, wird oft missverstanden und eben mit jener
\r
207 Beschriftung "deinaccountname" versehen, was zu Fehlfunktionen fuer die
\r
208 gegebene Anleitung fuehrt. In wie fern solche Klickanleitungen, die
\r
209 erstellt werden, um den Studierenden den Zugang zu Technik so einfach
\r
210 wie moeglich zu machen, kontraproduktiv sind, weil sie dazu verleiten,
\r
211 stumpf den Vorgaben zu folgen und nicht selbst nachzudenken.
\r
213 Diese Zustaende sind auch auf das sinkende Alter der Studienanfaenger
\r
214 zurueckzufuehren. Viele der G8 Abgaenger sind zwischen 17 und 18 Jahre
\r
215 alt, etwaige Dienste an der Gesellschaft wurden abgeschafft und die
\r
216 Ersatzdienste bzw. ein FSJ wird nur von einigen (wenigen)
\r
217 wahrgenommen. Hier kann ein erster Rueckschluss auf die
\r
218 Studierfaehigkeit G8-Jahrgaenge gezogen werden. Es muss sich die Frage
\r
219 gestellt werden, ob die jungen Menschen in diesem Alter ueberhaupt
\r
220 schon in der Lage sind, sich dem Studienalltag zu stellen. Dieser
\r
221 erfordert ein gewisses Mass an Selbststaendigkeit und auch
\r
222 selbsterlernter Kompetenzen, die vieler Art nicht in der Schulzeit
\r
223 gelernt wurden. Besonders problematisch scheint zudem, dass viele
\r
224 Studierende direkt von der Schule an die Hochschule kommen, das
\r
225 Studium moeglichst schnell "abschliessen" und nach dem Referendariat in
\r
226 den Schuldienst gehen. Das heisst abgesehen von einem vierwoechigen
\r
227 Betriebspraktikum kennen viele der angehenden Lehrer und Lehrerinnen
\r
228 nur Schule und Hochschule.
\r
230 Auch die Mentalitaet der Studierenden, vor allem des weiblichen
\r
231 Geschlechts, was an der Paedagogischen Hochschule Karlsruhe sind dies
\r
232 immerhin etwa 85% ausmacht, laesst in grossen Teilen zu wuenschen uebrig.
\r
233 Oftmals mit dem neusten Apple-Equipment ausgeruestet, denn "Papa zahlt
\r
234 ja", treten die Studierenden ihre Reise in die hausinternen
\r
235 Medienzentren an, um sich ihre Geraete in Grundzuegen erklaeren zu
\r
236 lassen, oftmals mit der Entschuldigung "Bei Windows sieht das halt
\r
237 anders aus." Ja eben, bei Windows sieht es anders aus, weil es eben
\r
238 neben Windows noch andere Betriebssysteme gibt; selbst Windows gibt es
\r
239 inzwischen in einer Vielzahl von unterschiedlichen Varianten und
\r
240 "Aussehens arten". Wer sich einen Rechner kauft, der ein anderes
\r
241 Betriebssystem hat, dann sollte auch die Zeit und Arbeit investiert
\r
242 werden, sich mit diesem System vertraut zu machen. Immerhin ist dies
\r
243 auch eine Frage des Respekts vor dem Preis der Geraetschaften. Doch
\r
244 auch hier gilt: Medienkompetenz ist nicht einkaufbar.
\r
246 Es ist verstaendlich, dass Studierende nicht des gleiche technische
\r
247 Knowhow entwickeln koennen, wie ausgebildete IT-Fachkraefte. Dennoch
\r
248 sollte ein gewisses Grundverstaendnis ausgepraegt sein, bevor man sich
\r
249 in ein selbststaendiges Leben nach der Schule und damit auch an die Uni
\r
250 oder im Beruf wagt. Zumindest ein Verstaendnis der Anwender in Bezug
\r
251 auf Strukturierung und Organisation seiner eigenen Dateien sollte
\r
252 gegeben sein. Alle Daten auf dem Desktop speichern, um alles wieder
\r
253 schnell finden zu koennen, ist nicht die Loesung. Dafuer gibt es eigene
\r
254 Strukturen in Form von Ordnern und Unterordnern -- und auch das beginnt
\r
255 nicht erst auf dem Desktop. Die Nutzer duerfen sich dann eben auch
\r
256 nicht wundern, dass das Notebook bzw. das generell weniger
\r
257 leistungsstarke Netbook immer langsamer wird und einige Zeit fuer den
\r
258 Bootvorgang in Anspruch nimmt.
\r
260 Die PH Karlsruhe und die Hochschullandschaft allgemein hat die
\r
261 Problematik und den Bedarf der des Medienkompetenzerwerbs inzwischen
\r
262 erkannt und versucht nun mit Massnahmen und Programmen diesen Missstand
\r
263 zu beseitigen. Hier werden unter anderem hausinterne Fort- und
\r
264 Weiterbildungsmassnahmen angeboten, die kostenlos zur Verfuegung stehen
\r
265 und von Dozierenden, Studierenden und Mitarbeitern des Hauses
\r
266 gleichermassen genutzt werden koennen. Leider ist dies nur ein erster
\r
267 Schritt und das freiwillige Angebot wird nicht so angenommen, dass die
\r
268 Kurse ueberfuellt waeren: Ganz im Gegenteil! Es mussten sogar schon
\r
269 einige Veranstaltungen mit externen Referenten abgesagt werden, weil --
\r
270 trotzt hoher Zahlen bei der Voranmeldung -- weniger als drei
\r
271 Interessenten den Termin wahrnehmen wollten. Dennoch ist es eine gute
\r
272 und wichtige Institution in der Hochschullandschaft. Zusaetzlich wird
\r
273 an der PH Karlsruhe das Erweiterungsfach Medienpaedagogik als
\r
274 vollwertiges Studienfach mit eigener Pruefungsordnung sowie ein
\r
275 Zertifikat fuer Mediendidaktik unter Regie des Medienzentrums
\r
276 angeboten. Bei beiden ist es aber doch eher eine beschauliche Anzahl
\r
277 an Studierenden, die diese zusaetzlichen Veranstaltungen annehmen. Dies
\r
278 sind meistens diejenigen unter den Studierenden und Mitarbeitern, die
\r
279 ein persoenliches Interesse an Medien haben und bereits ein Verstaendnis
\r
280 dafuer entwickelt haben, dass persoenliche Kompetenzen ein wichtiger
\r
281 Bestandteil beruflichen Erfolges ausmachen. Die grosse Gruppe, der
\r
282 unerfahrenen Nutzer, fuer den ein Grossteil der Veranstaltungen gedacht
\r
283 ist, verharrt in ihren bisherigen Verhaltensweisen: Nichtnutzen und
\r
284 andere machen lassen.
\r
286 Abschliessend muss gesagt werden, dass dies keine Forderung einer
\r
287 Technisierung des Studiums ist, sondern eine Forderung nach einem
\r
288 Studium das sich die Aufgabe setzt, kompetente Lehrkraefte im Umgang
\r
289 mit Medien hervorzubringen. Hochschulabsolventen sind grundsaetzlich
\r
290 immer ein Aushaengeschild: Ihr Koennen oder Nichtkoennen faellt positiv
\r
291 wie negativ auf die jeweilige Hochschule zurueck. Wenn ein solches
\r
292 mediales Studium nicht schon aus eigener Ueberzeugung geboten wird,
\r
293 dann sollten die Universitaeten und Hochschulen -- gerade in heutigen
\r
294 Zeiten mit Sparmassnahmen und Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen
\r
295 Einrichtungen -- zumindest aus diesem Grund nicht mehr die Bloesse von
\r
296 "medien-inkompetenten" Absolventen geben.
\r
299 [0] http://felixmichaelwolf.de/582
\r
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