From: Boris Kraut Date: Sat, 23 Dec 2006 00:00:00 +0000 Category: Sender: Message-ID: <20061223000000.ViyeVg@silberbruch> References: Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Ubuntu 6.10 im Kurztest Auf meinem Hauptrechner lief seit einiger Zeit eine zu einer Workstation umfunktionierte Evaluierungsversion von Windows Server 2003, Enterprise Edition, da ich diese als eine der letzten verwendbaren Versionen des Redmonder Betriebssystems ansehe und ich testen wollte, wie weit diese eine Moeglichkeit bietet dem Zwangsupdate auf Vista zu entkommen. Sicherlich waere ein kompletter Umstieg auf ein freies Betriebssystem die beste Alternative, doch benoetige ich momentan fuer manche Arbeiten immer noch eine Windows- Installation, was aber eigentlich nicht das Thema dieses Artikels sein soll. Wie es Evaluierungsversionen so an sich haben, stellen sie irgendwann den Betrieb ein. In meinem Fall hatte ich ein Wechsel von Windows Server 2003 auf Windows XP oder FreeBSD fuer Januar 2007 eingeplant, doch der Zufall wollte es, dass ich mich schon frueher gezwungen sah ein neues System aufzuspielen. Da meine Planung zu FreeBSD, insbesondere einem Installscript, noch nicht ganz ausgereift waren, entschloss ich mich ein weiteres Testsystem aufzusetzen. Diesmal jedoch nicht von Microsoft, sondern von Canonical. Ich wollte der sooft gelobten Linux Distribution Ubuntu, welche auf Debian GNU/Linux aufbaut, mal etwas auf den Zahn fuehlen und ihr eine echte Chance geben, meinen Favorit FreeBSD von der Spitzenposition zu verdraengen. Die Installation liess sich schnell und ohne Probleme bewerkstelligen. Die Installations-CD ist bootfaehig und bietet einem die Moeglichkeit ein Live-System zu laden, aus welchem man das grafische Setupprogramm starten kann. Eine Verknuepfung auf dem Desktop sorgt dafuer, dass man es gar nicht verfehlen kann. Waehrend des Setups werden die noetigsten Informationen abgefragt, wie Benutzername, Kuerzel, Passwort, Zeitzone und natuerlich der Ort der Installation. Obwohl ich bei den BSDs schon meine optimale Plattenaufteilung gefunden habe, entschloss ich mich dazu, Ubuntu sich eine komplette 80GB Platte selbst einteilen zu lassen. Nach der Installation kann man entweder das Live-System weiter nutzen oder den Rechner neu starten. Bootet man dann von der Festplatte steht einem Ubuntu einsatzbereit zur Verfuegung. Anmerkung: Wie ich von einigen Freunden weiss, gibt es jedoch bei einigen Rechnern Probleme mit der Live-CD. Vor allem bei einigen Notebooks bleibt der Bildschirm einfach schwarz. Woran das liegt habe ich nicht naeher nach recherchiert, Probieren geht ueber Studieren. Fuer solche Faelle gibt es eine alternative CD, die einen Textinstaller beinhaltet und auf jedem Rechner funktionieren sollte. Nachdem Booten wird man vom Anmeldebildschirm begruesst, nach der Eingabe des Benutzerkuerzels und des dazugehoerigen Passworts erscheint nach kurzer Ladezeit der vor eingerichtete Desktop, den man auch schon bei der Installation zu Gesicht bekam. Das Menue wirkt aufgeraeumt, die Farbgebung gefaellt und die vorinstallierte Software scheint erstmal keine Wuensche offen zu lassen. Was fuer Anwender aus dem Umfeld von Windows selbstverstaendlich zu sein scheint, hat mich doch ueberrascht: Sowohl der X-Server, der die grafische Benutzeroberflaeche darstellt, als auch das Sound-System liefen ohne Zutun meinerseits problemlos von Start weg. Ebenfalls problemlos fuegte sich der Rechner in meine bestehende Netzwerkarchitektur ein. Die IP wurde korrekt von meinem DHCP-Server bezogen und der Zugang zum Internet war so direkt moeglich. Um beim Kennenlernen des Systems etwas Unterhaltung zu haben, wollte ich auf meine MP3-Sammlung, die sich auf einer anderen Platte befand, zurueckgreifen. Das Mounten der Platte war fuer mich dank meiner Erfahrung mit unixoiden Systemen kein Problem. Anmerkung: sudo ist eine tolle Sache, klar, aber manchmal moechte ich mich nicht erst als User anmelden muessen und mir dann mit sudo [shell] ein Terminal auf machen. Ich habe also bei der Gelegenheit gleich noch ein root-Passwort festgelegt. Erstaunt war war ich jedoch, dass der vorinstallierte Player aufgrund fehlender Codecs nicht im Stande war, meine MP3-Dateien wiederzugeben. Auch wenn ich das Bestreben und den Sinn hinter so einer Einschraenkung durchaus erkenne, so ist das fuer eine auf den Massenmarkt ausgelegte Distribution meiner Meinung nach voellig unpassend. Schnell war jedoch mein bevorzugte Abspielsoftware, der VLC Mediaplayer, mit der mitgelieferten Paketverwaltung nachinstalliert. Ubuntu unterscheidet dabei zwischen den von Canocial, der Firma hinter Ubuntu, gepflegten Paketen, den von der Ubuntu-Gemeinde gepflegten Paketen und den Paketen, die teilweise proprietaeren Code beinhalten. Man sollte daher zu erst in der Qullenverwaltung alle Quellen aktivieren. Als naechstes stand die Konfiguration meines Druckers auf dem Plan. Da ich schon bei dessen Kauf darauf geachtet hatte, dass es auch fuer freie Betriebssystem Treiber gibt, war ich mir sicher, dass er zum Laufen zu bekommen war. Das es allerdings so einfach wurde, hatte ich nicht gedacht. In der Druckerverwaltung gibt es eine Schaltflaeche "Neuer Drucker", die einen zu den noetigen Einstellungen fuehrt. In meinem Fall wurde mein Drucker von selbst erkannt und alle Einstellungen automatisch vorgenommen, auch wenn er mit einem anderen Treiber angesprochen wird, als gedacht, funktioniert der Drucker problemlos. Nicht ganz so problemlos scheint sich der Drucker in manche Anwendungen einzubetten. Insbesondere konnte ich den Drucker direkt aus GIMP bis jetzt noch nicht ansprechen, obwohl es ein spezielles Paket fuer GIMP im Zusammenhang mit CUPS gibt. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich das Problem mit etwas Frickelarbeit loesen kann. Fuer den 08/15-Benutzer muesste hier aber eine einfachere Loesung her. Da der "nv"-Treiber fuer meine Grafikkarte den Luefter nicht korrekt regeln konnte, entschloss ich mich dazu den proprietaeren nvidia-Treiber zu installieren. UEber den Paketmanager war das kein Problem. Nach der Installation wurde ich zwar darauf hingewiesen, dass ich mit "sudo nvidia-glx-config enable" den Treiber erst aktivieren muesste. Da das nicht funktionierte, habe ich den Treiber manuell in der Konfigurationsdatei von X eintragen muessen. Auch hier der Hinweis, dass so etwas nicht passieren darf, wenn wirklich der Massenmarkt angesprochen wird. Als naechster Punkt stand die Anpassung der Programme auf dem Plan. Waehrend das installieren von zusaetzlichen Programme relativ einfach ueber die Paketverwaltung gelingt, schlaegt das Entfernen von vorinstallierter Software erstmal aufgrund von Abhaengigkeiten fehl. Wenn man schon eine grafische Umgebung zum Verwalten der Pakete anbietet, so sollte diese dann auch die Abhaengigkeiten anzeigen und die Moeglichkeit bieten, diese mit zu entfernen. Da das System in den Grundzuegen eingerichtet war wollte ich meine gesicherten Daten zurueck spielen, welche ich zuvor in 7zip-Archiven auf eine zweite Platte geschrieben hatte. Der Archivmanager war zwar automatisch den 7zip-Daten zugeordnet, doch da er nur als FrontEnd fungiert, fehlten noch die eigentlichen Pack-Programme. Die Installation dieser ist zwar einfach, aber so haeufig verwendete Tools sollten doch schon im Basissystem enthalten sein. Die Konfiguration der Webcam verlief weniger erfreulich, da ich bei deren Kauf leider noch nicht auf Linux-Treiber geachtet hatte. Meine "Philips SP200NC" bekam ich nach ein paar Tipps aus dem ubuntuusers.de-Forum [1] zwar zum Laufen, jedoch hat das Bild nun einen leichten Blaustich und wird nur in geringerer Aufloesung aufgezeichnet. Hier ist noch viel Arbeit noetig, vor allem seitens der Hardware-Hersteller. Erfreulicher war dagegen, dass meine Digitalkamera korrekt erkannt und in das System als USB-Speicher eingebunden wurde. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet, da die Digicam auch unter Windows als normaler Massenspeicher behandelt wurde. Bei der alltaeglichen Nutzung Unbuntus bzw. Gnomes ist mir jedoch eine Eigenheit aufgefallen, die ich als sehr stoerend empfinde. So versuchte man das von Windows bekannte Ablagesystem mit den Steuerungstasten (Strg + C fuer Kopieren, Strg + V zum Einfuegen und Strg + X zum Ausschneiden) zusaetzlich zum urspruenglichen (Markieren mit der Maus zum Kopieren, Shift + Einfg. zum Einfuegen) zusaetzlich zu implementieren. Gerade beim Austausch von Adressen zwischen Firefox und dem Terminal verhaspelte sich das ganze etwas. Manchmal war der markierte Text im zwischen Speicher, obwohl ich eigentlich die URL aus der Adressleiste kopiert (Strg + C) hatte. Ich werde das Verhalten etwas genauer beobachten, eventuell habe ich ja auch nur eine gewisse Systematik innerhalb der Ablageordnung uebersehen. Alles in Allem, scheint Ubuntu ein ganz brauchbares System zu sein, das auch von unerfahrenen Benutzern verwendet und gepflegt werden kann. An manchen Stellen ist die Benutzerfreundlichkeit allerdings noch nicht so, wie man sich das wuenscht. Hier muss noch nach gesteuert werden, auch wenn oftmals der Fehler nur bei den Hardwareherstellern liegt. Anmerkung: Mit den aktuellen Versionen 7.04 von Ubuntu treten einige nervende Eigenheiten nicht mehr auf. So ist von Haus aus nicht mehr nur Canonicals eigenes Software-Repository als Quelle ausgewaehlt und auch der Mediaplayer wurde verbessert: Er fragt bei fehlenden Codecs nach, ob er diese automatisch herunterladen und einbinden darf. [1] http://forum.ubuntuusers.de/ [2] http://www.medibuntu.org/ [3] https://wiki.ubuntu.com/ [4] http://wiki.ubuntuusers.de/Hardy_Heron [5] http://mylinux.suzansworld.com/?p=296 [6] http://www.kismetwireless.net/ [7] http://aircrack-ng.org/ [8] http://wiki.ubuntuusers.de/WLAN/MadWifi [9] http://aircrack-ng.org/doku.php?id=madwifi-ng [10] http://aircrack-ng.org/doku.php?id=airmon-ng