From: Boris Kraut Organization: Date: Sat, 05 Jun 2010 03:44:28 +0200 Category: Message-ID: <20100605014428.FNJeQO@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Wehrdienst in Zeiten der Krise Ich war wohl damals einer der wenigen Wehdienstleistenden, die sich explizit und aus gesellschafts-politischen Gruenden fuer den "Dienst an der Waffe" entschieden haben. Auch wenn sich in letzer Zeit meine Haltung zur Situation in Deutschland stark geaendert hat, halte ich das Konzept der "Wehrpflicht" im Sinne eines "Buergers in Uniform" fuer die einzige gangbare Loesung. Ich moechte hier nicht darueber diskutieren, ob wir eine Armee brauchen, sondern ich nehme diesen Fall einfach mal an. Alles nachfolgende steht also unter der Grundannahme, dass sich ein Staat entschlossen hat, eine Armee zu unterhalten. Warum ist eine allgemeine Wehrpflicht wuenschenswert? Nun, niemand toetet gern, aber lasst uns ehrlich sein, im Zweifelsfall wuerde selbst eine Vielzahl der Pazifisten einen Aggressor eher toeten, als selbst getoetet zu werden. So wie sich die meisten also selbst verteidigen wuerden, genau so muss sich auch ein Staat verteidigen koennen. Ein Staat ist aber kein abstraktes Gebildet, nein, Staat, das sind wir, die Buerger. Es geht dabei nicht nur um Land, es geht um Werte und Ideale, es geht um Verfasstheit. Ich denke, dass jeder Buerger, der an das glaubt, was in unserer Verfassung steht, auch bereit sein sollte, diese Wert zu verteidigen. Es ist daher notwendig, dass jeder Buerger, prinzipiell das militaerische Handwerk beherrscht, was nun mal am einfachsten ueber eine Wehrpflicht zu erreichen ist. Die laenge sollte dabei variabel sein, in unruhigen Zeiten oder im Krieg kann man sie hochsetzen, in Friedenszeiten reicht eine absolute Basisasubildung, eine Grundausbildung, drei oder sechs Monate. Ja, das kostet. Ja, eine reine Soeldner-Armee waere effektiver und billiger. Aber das sollte uns es wert sein. Wie ich oben erwaehnt habe, geht es um Werte und Ideale und deren "Wert" wird nicht mit Geld aufgewogen, sondern mit Wille und im Zweifelsfalle auch Blut. In der aktuellen Lage kann man sparen, auch bei der Bundeswehr -- dort wird wie in vielen staatlichen Einrichtungen viel Geld sinnlos verbrannt, was an anderer Stelle, z.B. Ausruestung, fehlt. Allerdings sollte man nicht an der Wehrpflicht sparen, ... ... denn gerade in Zeiten der Krise ist das Modell "Buerger in Uniform" wichtiger denn je! Buerger, Menschen wie du und ich, werden im Zweifelsfall eher dem Menschenverstand folgen und Befehle auch verweigern. Eine reine Soeldnerarmee ist nur dem Geldgeber, also dem Staat, verpflichtet. Sollte man sie im Inneren einsetzen, ist letztere viel eher geneigt, auf Buerger zu schiessen. Mit einer Wehrplficht im obigen Sinne, wuerde eine Armee vorhanden sein, die eben nicht aus stumpfen Gehorsam und Geldgier jede Schweinerei mitmacht. Ich hoffe, dass es nie zu der Situation kommt, aber ich denke nicht, dass die Wehrdienstverkuerzung oder -aussetzung so zufaellig kommt. Aus Sicht des Staates ist sie eine gute Vorbereitung auf das, was kommen koennte. Krieg. Gegen die Buerger. Ich sehe vieles vielleicht zu schwarz, aber jedem, der gegen eine Wehrpflicht und das Modell "Buerger in Uniform" argumentiert, muss ich unterstellen, keine Lehren aus der Geschichte gezogen zu haben. Ja, auch den Pazifisten; und ja, das ganze funktioniert nur mit muendigen Buergern im Sinne unseres Grundgesetzes. Wenn ein Staat schon reine Ja-Sager "erzogen" hat, kann das Modell sehr schnell sehr haesslich werden -- auch das lehrt uns die Geschichte.