From: Boris Kraut Organization: Date: Wed, 04 Aug 2010 15:58:36 +0200 Category: Message-ID: <20100804135836.qbMvOb@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Kindergebete und ihre Folgen... Die meisten werden mich nicht als einen besonders religioesen Menschen kennen und das bin ich auch nicht. Allerdings wuerde ich von mir selbst behaupten, dass ich glaeubig bin. Ich bin christlich getauft, ich kenne die traditionelle Bedeutung des Christentums fuer unser Land und viele meiner Werte sind zumindest christlich gepraegt. Das was aber die Kirchen erzaehlen und was sie tun, das halte ich zu einem grossen Teil fuer Mumpitz. Auch meine Eltern wuerde ich jetzt nicht als religioes beschreiben, eher als Akademiker, die ihrer eigenen Idee vom Guten folgen -- in welcher eine Vielzahl von anderen, insbesondere auch christlichen, Vorstellungen zusammenkommen. Es mag daher verwundern, dass ich als kleines Kind jeden Abend gebetet habe; erst mit meinen Eltern zusammen vor dem Zubettgehen, spaeter dann alleine. Erstuanlicherweise ging das deutlich laenger so, als man so annehmen koennte. Mein Kindergebet lautete wie folgt: > Ich bin klein > mein Herz ist rein > soll niemand drin wohnen > als Christus allein. Nun, auch wenn Einfachheit - die Schoenheit des Einfachen in einer komplexen Sachlage - und Reinheit durchaus zu meinem Grundstock an Werten und Zielen gehoeren, so wuerde ich mich und mein Herz nun wirklich nicht als rein bezeichnen. Auch wuerden mir auf Anhieb einige Leute einfallen, die darin "wohnen" duerften -- falls gewollt auch gern allein. Ja, es ist nur ein Gebet, es ist alles uebertragen gedacht, es spielt viel religioeser FUD dabei mit und Sprache war ja nocht nie exakt (soll). Aber trotzdem bleiben am Ende zwei Wuensche oder Versprechen, die ich so nicht einhalten kann -- was gerade fuer mich immer wieder sehr problematisch ist. Obwol ich es also innerlich nicht gerade verwirklicht habe, stehe ich interessanterweise aeusserlich deutlich naeher am "Erfuellen" des Gebets. Mein Gott [sic!], warum muss ich mich mit sowas rumplagen, waehrend die Kirchenleute sich nen Scheiss drum kehren? Sollte das nicht andersrums ein? Da auch wieder einige neue Subscriber auf der Liste sind, muss ich wohl nochmal sagen, dass vieles was ich hier schreibe, nicht wirklich durchdacht ist, nicht wirklich ernst gemeint ist. Es sind Gedanken, die sich ergeben, Gedanken die ich festhalte, um diverse Situationen zu verarbeiten. Hier geht es um die Frage, warum ich nicht haben darf, was fuer andere so selbstverstaendlich ist -- und allein diese Frage ist bloedsinnig: Es gibt keine hoehere Macht, die mir irgendetwas verbietet. Es gibt mich, so wie ich bin. Und es gibt andere Menschen, so wie sie sind. Es ist leider (?!?) so, dass ich eben mit diesen und dem was man Gesellschaft nennt, nicht sehr viele Kontaktpunkte teile. An manchen davon kann man arbeiten, bei anderen werde ich immer anders sein, weil ich sie nicht aendern moechte -- und ich eben nicht glaube, dass sich die anderen oder die Gesellschaft so schnell auf mich zu bewegt.