From: Boris Kraut Organization: Date: Sat, 26 Mar 2011 23:04:26 +0100 Category: Message-ID: <20110326220426.Mwfx1F@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Information Overload In letzter Zeit passiert es mir haeufiger, dass ich nicht mehr zeitnah auf Mails antworte oder gar real Termine verschieben muss. Grund dafuer ist das Zusammentreffen vieler Faktoren. Die, die im "realen" Leben beheimatet sind, die moechte ich hier nicht weiter thematisieren, aber eine kurze Notiz zu denen, die mich virtuell anspannen: Ich habe gemerkt, dass ich zu viel Input bekomme und damit zum einen kaum Zeit habe, mir selbst Gedanken zu machen, aber zum anderen den Input von Freunden, also den wirklich wichtigen, vernachlaessige, da ich der Meinung bin, dass man Freunde nun eben mal nicht "schnell" abhandelt -- Antworten auf deren Mails brauchen Zeit. Sehr verquer, dann das Unwichtige zu prioritisieren, weil man denkt das mal "schnell" vorher erledigen zu muessen, bevor man sich dem wichtigen zuwendet. Ich versuche das zu aendern. Ein ertser Schritt war, dass ich versucht habe den Input von nicht ganz so wichtigen Quellen zu pausieren, ich habe also mal meine wieder unsaeglich angewachsene Feedliste durchgescahut und wollte vieles rauswerfen. Am Anfang hat das geklaptt, aber dann bin ich auf einen Feed gestossen, den ich mal pausiert habe, weil der Autor angekuendigt hat, sich aus dem Netzleben zurueckzuziehen. Dass er das einige Zeit spaeter widerufen hat, habe ich dann schon nicht mehr mitbekommen. Was eine Tragik! Denn die Inhalte sind wahnsinnig interessant: Christian Spannagel [1] ist Mathe- und Informatik-Dozent an der PH Heidelberg und haelt dort die Parallelveranstaltung zu der Anormal-Mathematik-Veranstaltung in Karlsruhe. Zudem begreift er sich als oeffentlicher Wissenschaftler -- in doppelter Hinsicht. Zum einen veroeffentlicht er seine Ergebnisse meist frei verfuegbar, zum anderen nimmt er Humboldt's Bildungsideal vom Lehren und Lernen ernst: Er baut darauf, dass Profs, Studis, Schueler, ganz normale Leute zusammenforschen und zusammen neues Wissen schaffen. Dazu bedarf es einer sehr guten Vernetzung (Maschendraht-Metapher) und moderner Kommunikation (Neuronen-Metapher). Sein Wikiversity- Bereich [2] lohnt sich aufjedenfall -- ich habe mir da seine Notizen zu Informatik-Didaktik angeschaut und bin begeistert (im eigentlichen Sinne "mit Geist erfuellt", nicht in diesem plumben Sinne, der heute oft gebraucht wird). Das ist etwas, was ich mir unbedingt naher anschauen, verstehen und ausprobieren will. Nicht, dass es -- ausgehend von meiner urspruenglichen Intention -- eigentlich schon schlimm genug waere, wenn ich einen Grossteil der Eintraege dort verschlungen haette, nein, auch fand ich in seinen Kommentaren ein Jean-Pol Martin [3], der einer der Mitbegruender des modernen "Lernen durch Lehren" ist. Eben diesen habe ich vor einiger Zeit auf der Eroeffnugnsveranstaltung des Bytewerk- Hackerspaces in Ingolstadt getroffen. Abgesehen von einigen Datenschutzbedenken -- er sieht das Positive, die Vernetzung, waehrend ich sehr auf die Risiken wertlege -- war das damals schon ein sehr aufschlussreiches Gespraeche. Ich wuenschte, wir haetten damals nicht nur ueber "Senioren im Netz" geredet, sondern auch ueber Lernen durch Lehren... Auch wenn ich noch seitenweise Material zum Lesen, Hoeren und Sehen habe, hoffe ich dass ich bald wieder etwas mehr Zeit finde, um wieder zu meinen gewohnten Reaktionszeiten zu kommen und auch um ein wenig Zeit fuer mich selbst zu finden. [1] http://cspannagel.wordpress.com/ [2] http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:Cspannagel [3] http://jeanpol.wordpress.com/