From: Boris Kraut Organization: Date: Thu, 13 Oct 2011 17:09:48 +0200 Category: Message-ID: <20111013150948.y6Vg9V@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Mode - glitzernde Leine fuer das Schaf von Welt Bin ich eigentlich der einzige, der das Kleidung/Mode/Style- System nicht versteht? Da treffen sich ein paar versnobbte Designer, erklaeren was jetzt "in" ist und schicken Promis als Multiplikatoren ihres Willens entsprechend gekleidet los, damit die Massen den Hype aufgreifen und treudoof dem Herden- trieb folgen. Kleidung die jetzt noch "in" ist, verliert quasi im Jahresrhythmus ihren "Wert" -- ist doch bloedsinnig, oder? Nur weil jemand wildfremdes seine Meinung aendert, wird doch das Zeugs was man traegt nicht "haesslich"... Ja, klar, Abwechslung ist das Stichwort. Dagegen ist nichts einzuwenden, man will ja nicht oede Monotonie. Aber das sind zwei Abgrenzungsreflexe: Man will sich gegenueber der Masse abgrenzen und man will seinen eigenen Fortschritt auch durch Abgrenzung zu seinem "bisherigen" Stil erreichen. Bei ersterem ist es ja genau widersinnig, wenn man dann den Modeaposteln nachlaeuft, denn dann ist man in einem Kreislaufgefangen: Die Abgrenzung funktioniert so lange, bis der Punkt erreicht ist, andem der "neue Hype" zum "Mainstream" geworden ist. Dagegen ist der zweite Punkt nachvollziehbar, aber wenn man nicht eine sehr instabile Persoenlichkeit -- nicht negativ gemeint, denn Instabilitaet kann ja auch Veraenderung, Kreativitaet oder Aktivitaet bedeuten -- ist, so werden radikale Schnitte doch eher die Ausnahme sein. Die ueberwiegenden Veraenderungen duerften kleine, evolutionaere Anpassungen sein. Was rege ich mich eigentlich auf? Ich habe es ja gelernt mit gesellschaftlicher Missbilligung zu leben und einfach mein Ding zu machen -- so weit das eben geht. Nun, natuerlich ver- stehe ich ein Teil des Systems sehr gut: Je hoeher die Schlag- zahl bei den "Hypes", desto schneller muss auch die Schafherde darauf reagieren, was in den meisten Faellen zum Konsum anregt -- und das ist ja, was am Ende sein soll: Es muss in der Kasse klingeln. Wenn aber die meiste Kleidung sowieso nach nem Jahr wieder "out" ist, gibt es keinen Grund sie fuer eine laengere Nutzungsdauer auszulegen und damit sind wir endlich am Punkt angelangt: Die Qualitaet diverser Kleidungsstuecke ist echt unterirdisch schlecht. Ich bereue es gerade mal "normal" gekauft zu haben. Ich mein ich gebe gern Geld aus, aber dann muss die Qualitaet stimmen. Schoenheit ist eine Qualitaet, aber mir viel wichtiger sind Funktionalitaet, Bequemlichkeit und Robustheit. Eventuell phantasiere ich da oben viel zusammen, vielleicht habe ich nen Montagsmodell erwischt, mag sein, interessiert mich momentan aber nicht. Ich bin sauer, gefrustet. Ich musste mich einfach mal auskotzen :). Naja, selbst schuld...