From: Boris Kraut Organization: Date: Wed, 15 Feb 2012 15:22:21 +0100 Category: Message-ID: <20120215142221.cDjeWj@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Schule frueher und heute (bzw. "demnaechst") Schule frueher: http://www.eva-mariahetterich.de/pics/schule.jpg http://www.eva-mariahetterich.de/pics/klazi2.jpg Schule "demnaechst": http://app.2hoes.de/wp-content/uploads/2010/12/3satz_hd_ipad.jpg http://www.welt.de/multimedia/archive/01320/schule_DW_Vermisch_1320810s.jpg Es scheint als waere der ganze Tablet-Hype eine Art Rueckbesinnung, denn frueher waren Buecher teuer. Man hatte vielleicht ein paar im Klassenraum (oder spaeter der Schulbibliothek), der Rest des Wissens musste vom Lehrer kommen. Der Schueler selbst hatte oftmals nur das Schreibzeug -- und selbst das war finanziell nicht von jedem zu staemmen. Mit den Schulbuechern hat sich vieles zum positiven gewendet. Es gab nun eine von der Meinung des Lehrers unabhaengige und einigermassen gleiche Wissensquelle, die man sogar mit nach Hause nehmen konnte. Doch waren es anfangs noch fundamentale Werke, die man sich leistete, wurden es spaeter immer mehr: Pro Fach pro Schuljahr pro Schueler mindestens ein Buch, manchmal sogar mehr. Die meisten davon wanderten unbearbeitet in den Keller oder im besseren Fall in das Ausleihsystem der Schule zurueck. Und hier tut eine Rueckbesinnung wirklich Not: Die Leistung die ein Schueler vollbringen soll ist nicht das Herumtragen von Wissen, es ist Erkenntnis, Verstehen, Denken -- im Rahmen einer ganzheitlichen Kraeftebildung bedarfs es natuerlich auch handwerklicher oder gar sportlicher Betaetigungen; letztere aber nicht durch das Schleppen von Buechern. Das ist keine Kampfansage an das Buch oder an Lehrbuecher -- besser "professionell erstellte Lehrmittel", es ist nur der Aufruf vom Buch- wahn wegzukommen. Lasst uns doch endlich die Fragen angehen, was die fundamentalen Dinge sind, die wir wirklich in Buchform brauchen, was man besser ueber eigene Aufschriebe und Notizen umsetzt, welche der Inhalte man getrost aus dem Internet beziehen kann und welche Form der Aufbereitung man jeweils waehlt... ... und all die Fragen werden dann auch zu weiteren Gebieten fuehren, wie beispielsweise der Aufgaben des Lehrers in einer solchen Lern- realitaet oder eine Revision des Faecherkanons: Wofuer ist Schule da? Was sind die Themen, die essentiell wichtig fuer das Leben in der heutige und zukuenftigen Gesellschaft sind? Was sind die Themen, die wir als Gesellschaft mit Spezialisten besetzen muessen, welche davon muss Schule optional anbieten, welche davon -- als Anfixangebot oder als Grundwissen -- verpflichtend? Fragen, Fragen, Fragen. Wir sollten sie angehen und nicht aus Angst unhinterfragt am Alten festhalten.