From: Boris Kraut Organization: Date: Tue, 26 Jun 2012 17:37:34 +0200 Category: Message-ID: <20120626153734.XVzm0A@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Facebook-Mail Gestern war ich noch an der Carl-Engler-Schule, um dort mit den Schuelern aus der Klassenstufe 11 ueber das Internet und soziale Netzwerke zu sprechen. Dabei erwaehnte ich, dass FB wohl frueher oder spaeter sich in der ein oder anderen Form oeffnen muss. Und heute? Heute stellt FB alle Nutzer auf ihre @facebook.com Adresse um. D.h. sie versuchen auch den Nutzer, die sie bisher nicht ge- winnen konnten, die Moeglichkeit zur Kommunikation in FB hinein (und nach aussen) zu bieten. Das stellt mich jetzt wieder vor die selbe Frage, die mich auch schon vor einiger Zeit bei Google gequaelt hat: Kann ich es mit meinen Wertvorstellungen in Einklang bringen, Mails an solche Adressen zu schreiben? Und was ist, wenn viele Leute ihre alten Adressen auf FB weiterleiten lassen? Kann ich das uebehraupt nocht kontrollieren? Das einzige was wirklich helfen wuerde, waere nur noch verschluesselte eMails zu schicken und die Kommunikation zu allen anderen abzubrechen. Auch hier muesste ich aber darauf vertrauen, dass die Nutzer nicht automatisiert die Mails entschluesseln und dann unverschluesselt an FB weiter- leiten -- ein aehnliches Phenomen hatte ich schon mehrfach bei Leuten erlebt, die vermehrt per Smartphone oder oeffentlichen Rechnern ihre Mails beantworten. Interessant wird die Frage mit der Weiterleitung bei offiziellen Dienstadressen, z.B. vom Lehrpersonal der PH: Den Studis wird nahegelegt, sich Mails an ihre privaten Adressen weiterleiten zu lassen, aber beim Lehrpersonal wird das doch problematisch: Wenn ich einem Dozenten eine eMail schreibe, dann moechte ich nicht, dass die dann hintenrum per Google Mail landet, dass dann gleich weiss, dass ich gerade eine Klausur verhauen habe, eine Hausarbeit zum Thema Sexualitaet schreibe oder aus Krankheits- gruenden nicht ins Seminar kommen konnte. Ob es jetzt ein grosser Unterschied ist, ob ich Mails an FB, Google oder Web.de schreibe, das steht dann nochmal auf einem anderen Blatt; prinzipiell ist es auch in deren Interesse ueber die Mails der Nutzer drueberzurastern, ein Grund warum ich eben auch meine GMX-Nutzung immer weiter zurueckfahre. Auf der anderen Seite gibt diese Zwangsmail mir nun auch die Moeglichkeit direkt mit den Leuten zu kommunizieren, die nur Facebook nutzen. Dazu muessen sie [Anmerkung: damit meine Mails nicht im Spam-Ordner landen] mir zwar erst einmal eine Nachricht schreiben -- ganz normal wie eine FB-Message, nureben nicht einen Kontakt als Empfaenger, sondern meine eMail-Adresse -- bevor ich antworten darf. Selbstverstaendlich werde ich dafuer nicht meine private Adresse nutzen und werde auch weiterhin sehr aggressiv darauf reagieren, wenn diese irgendwo in Facebook preisgegeben wird, sondern eine neue einrichten -- mit Fakename und gesaeuberten Headern. Doch wie sehr unterscheidet sich das dann noch von einem Fake- account bei Facebook? Werde ich durch diese verkappte Nutzung nicht auch zum Teil des Problems? Immerhin ist es fuer die FB-Nutzer ein weiterer Anreiz, in FB zu bleiben...