From: Boris Kraut Organization: Date: Thu, 26 Jul 2012 00:03:00 +0200 Category: Message-ID: <20120725220300.d3cRwu@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Es ist nicht okay, Facebook zu nutzen. Weil ich letzten wieder einer huebschen Frau erklaeren musste, warum ich kein Facebook habe -- ich glaube nicht, dass sie es verstanden hat -- und ich generell immer mal wieder gefragt werde: Nein, es gibt keine "gute" oder verantwortungsvolle Nutzung von FB. Es geht naemlich ausnahmsweise nicht um euch, nicht um eure mal mehr mal weniger muendigen Entscheidungen, warum ihr FB nutzen wollt. Es geht nicht darum, dass ihr vielleicht keine kompromitierenden Daten ins Netz pusten werdet oder ihr die Privatsphaereneinstellungen regelmaessig justiert. Nein, es geht um uns als Gesellschaft: Jeder der FB nutzt ist Teil des Problems. Ihr seid das Problem. Weil ihr allein mit eurer Praesenz in FB anderen einen Vorwand bietet, FB zu nutzen -- teilweise exklusiv, denn wenn man euch auch ueber FB erreicht, warum sollte man dann andere Kommunikationskanaele bereit- halten oder nutzen? Noch viel schlimmer: Selbst wenn ihr euch zu benehmen wisst, so billigt ihr allein durch eure Nutzung selbst die sozialen Normen, die FB etablieren will. Ihr billigt diese, ihr bewerbt diese fuer andere und ihr akzeptiert, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen und eben nicht die Ge- sellschaft solche Normen vorgibt: Nein es ist nicht okay, dass man ueberall Bilder macht, diese veroeffentlicht und -- ob bewusst oder unbewusst, ob manuell oder automatisiert -- mit Zeit-, Ort- und Personendaten anreichert. Nein, es ist auch nicht okay, wenn ihr andere von Information, von Kommunikation, von sozialen Stimuli ausschliesst, nur weil sie die AGB lesen koennen. Nein, es ist nicht okay, FB als das neue Internet anzusehen, weil dort alles moeglich ist. 0.facebook.com -- die kostenlose Nutzung von FB in manchen Mobilfunknetzen ohne einen Datentarif -- ist ein weiterer Angriff auf die Struktur des Internets, wer so etwas nutzt, macht sich mitschuldig an der Zerstoerung des freien Netzes. Und nein, es ist auch nicht okay, dass ein Unternehmen soziale Normen festlegt -- gerade wenn diese das Bespitzeln als sozial erwuenschtes und akzeptiertes Verhalten definieren und befoerdern -- und sich zu einer Art Sittenwaechter und Polizeigehilfe hochspielt. Wow, wall of text -- ja, ich bin gereizt, um nicht zu sagen zornig...