From: Boris Kraut Organization: Date: Fri, 10 Aug 2012 23:33:48 +0200 Category: Message-ID: <20120810213348.bns6Hj@silberbruch> Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: Mein Leben in Bildern Ich versuches es immer und immer wieder, aber ihr scheint es nicht zu verstehen. Es nicht verstehen zu wollen oder gar nicht verstehen zu koennen. Ich will euch nichts Boeses, aber vielleicht muesst ihr manche Dinge erst am eigenen Leib erfahren, bevor ihr daraus klug werdet -- und ich kann nur hoffen, dass ihr nicht ein Grossteil der Gesellschaft mit in den Abgrund reisst... Was ist denn schon so schlimm an Bildern? Nur ein Foto, fuer die Erinnerung? Eins, damit ich weiss, wer mich anruft, ist doch viel netter als ein reiner Name, oder? Wer kann denn da etwas dagegen haben. Erinnerungen. Ihr scheint alle nur positive Erinnerungen gemacht zu haben oder ihr manipuliert euch gezielt, bastelt euch eine schoene rosa Welt in der alles flauschig war, ist und sein wird. Gut, kann ich verstehen. Die Welt ist scheisse und man beluegt sich gern. Ist ja auch eine ziemlich effektive Moeglichkeit unseres Gehirns, schlechte Erfahrungen zu verarbeiten, sich zu schuetzen und in eine entsprechenden Situation handlungs- faehig zu bleiben. Ich nehm euch aber auch gern ab, dass ihr keine negativen Erinnerung habt, wie auch immer: Selbst Bilder, die harmlos sind und im Kontext unserer Freunde uns an ein paar wunderschoene Erlebnisse erinnern, koennen gefaehrlich werden. Ich erspar euch die typische "was koennten andere, die nicht ueber den selben Kontext verfuegen, da reininterpretieren" Gechichte, ich rede einfach nur mal ueber eigene Gedanken und Gefuehle. Was euch zu fehlen scheint ist folgende Erfahrung: Stellt euch vor, ihr sitzt in einem dieser sterilen Buero- raeume. Vor euch eine braune Arbeitsmappe. Wie lang habt ihr darum kaempfen muessen, diese Mappe endlich zu Gesicht zu bekommen. Ihr schlag sie auf und lest. Ihr lest was andere ueber euch geschrieben haben. Ihr seht Bilder von all den positiven Erlebnissen. Die geschwaenzte Mathestunde, die man am See verbracht hat. Die erste grosse Liebe. Der Urlaub mit.. wie hiess sie doch gleich? Ein Kuss. Traute Zweisamkeit. Oder diese Nacht nach der Party. Wie man mit Kumpels durch die Bloecke gezogen ist. Mutproben. Maennerbekenntnisse. Und hier, die Geburt eures Kindes. Wie es aufwaechst, sprechen und laufen lernt. Und nach und nach erkennt ihr, dass ihr nie allein wart. Euer ganzes Leben in Bildern. Wer hat die Fotos gemacht? Warum? Ist es jetzt vorbei? Sicher? Ich glaube viele werden meine Einstellungen zu Bildern erst verstehen, wenn sie solche Erfahrungen gemacht haben. Wenn sie mitbekommen, wie ihr eigener Verstand beginnt sich gegen die eigene Wahrnehmung zu stellen. Wenn er "die Realitaet" immer und immer wieder hinterfragt. Paranoia. Natuerlich ist nichts davon wahr. Nichts davon ist je passiert. Nicht davon wird je passieren...richtig?