From: Boris Kraut Date: Sat, 12 Jan 2013 00:13:49 +0100 Category: Message-ID: <20130112001349.zsxUQi@silberbruch> Organization: Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: [.plan] Lehren aus der weihnachtlichen IT-Support Auch wenn ich mich ganz gut losgeloest habe von wilden Anfragen mehr oder minder bekannter und verwandter Menschen, ob ich nicht mal nach ihrem Rechner "schauen" koennte, ist gerade die Zeit um Weihnachten immer wieder sehr "beliebt" fuer familiaeren IT- Support. Dieses mal war es allerdings nicht nur nervig, sondern es hat mir ein paar ganz interessante Einblicke in die IT-Welt der weniger technischinteressierten gegeben: UI ist was den Unterschied macht. Egal wie kaputt die Technik sein mag, wenn das UI stimmt, ist die Chance gross, dass es ge- nutzt wird. Mit "stimmen" meine ich entweder ist es wirklich gut oder es ist zumindest bekannt. Konkret bin ich sehr angetan davon, wie ein Tablet und ein per Fernbedienung bedienbarer Medienplayer die Verwendung von digitalen Medien veraendert und vorangetrieben hat. Nein, nicht weil das an sich so toll waere, sondern weil ich glaube, dass die so zugaenglichen Inhalte wirklich Freude ausgeloest haben: Digitale Urlaubsfotos, die viel zu selten angeschaut wurden, weil man dazu den Computer haette nutzen muessen, werden nun ganz selbst verstaendlich auf dem Fernseher oder Tablet be- trachtet -- genau so wie die digitalisierten Heirats-/Kinder-/ Geburtstags-/Urlaubsfilme und Bilder. Ich habe und hatte nie eine besonders emotionale Bindung zu solchen Artefakten der eigenen Vergangenheit, aber manchen Menschen scheint das sehr wichtig zu sein. Ich weiss nicht ob das Alter dabei eine Rolle spielt und ob ich meine derzeitige Haltung vielleicht nicht doch irgendwann bereuen werde. Derzeit brauche ich aber kein Abbild meiner Erinnerung um mich zu erinnern. Aber auch andere Inhalte werden in einer digitalisierten und auch nicht mehr auf Speichermedien beschraenkten Form sehr genossen. Die geliebte Serie aus der Mediathek angeschaut (und heruntergeladen) und gleich danach die Fortsetzung auf englisch geschaut? Der ideale Naehrboden, um an einem sehr realen, konkreten, die Leute selbst betreffenden Beispiel Dinge wie Kopien, Sharing, Urheberrecht, und die damit ver- bundenen Fragen zu erklaeren. Alternativ bietet das Nach- stricken von den neusten Modetrends eine sehr fruchtbare Basis fuer so eine Diskussion. Auch das Problem mit Zentralisierung von Infrastruktur hab ich ganz unverhofft thematisieren koennen: Aus der einfachen Frage, warum man sich denn nochmal registrieren muesste, wenn man jemanden auf der Plattform X anschreiben wollte, das sei laestig und zudem haette man doch schon eine Mail- adresse zum Kommunizieren, ergab sich ein laengeres Ge- spraech darueber, wie die aktuelle Web-Welt ist, und warum das nicht gut ist. Alles in allem waren das diesmal trotz der in meiner Frei- zeit erzwungenen Beschaeftigung mit kaputter Technik, ein paar sehr schoene und aufschlussreiche Stunden.