From: Boris Kraut Date: Mon, 04 Mar 2013 19:39:36 +0100 Category: Message-ID: <20130304193936.rG9Ooc@silberbruch> Organization: Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: [.plan] Soziale Filter Das Netz ist riesig und wir ertrinken fast an der nicht enden wollenden Informationsflut. Die Loesung ist simpel und paradox zu gleich: Mehr Informationen, Informationen ueber Informationen, werden uns retten. Doch die eigentlich wichtige Frage ist, woher diese Meta-Informationen kommen. Von den Autoren selbst? Unwahrscheinlich. zwar werden je nach Kommunikationsform mal mehr oder weniger die technischen Moeglich- keiten ausgereizt, doch die Qualitaet der Kategorisierung und Verschlagwortung von eigenen Inhalten ist meist eher fragwuerdig. Manchmal liegt das an der Unfaehigkeit, manchmal an der Unlust -- man will Inhalte schreiben und sich nicht mit so etwas lang- weiligem aufhalten.. weshalb man das Taggen auch oft an einen Algorithmus auslagert... -- und manchmal will man den Leser oder die Suchmaschine -- SEO, wenn ich das schon hoere... -- gezielt in die Irre fuehren und zum Anklciken/Lesen eines uninteressanten Artikels verleiten. Am anderen Ende, beim Leser, ist eigentlich auch der falsche Ansatzpunkt. Man moechte ja filtern, was man liest und nicht erst alles lesen muessen, um dann filtern zu koennen. Letzteres ist natuerlich fuer "besonders wertvolle" Artikel, die man evtl. spaeter nochmals lesen will, eine Option, aber nicht fuer den "Erstkonsum". Auch kann man jeden Artikel kurz querlesen, ihn dann in seine eigene Praefenzliste einsortieren und taggen, um ihn bei Zeiten zu lesen. Das funktioniert aber ebenfalls nur in sehr geringem Masse. Damit bleibt allerdings nur eine Moeglichkeit: Dritte muessen diese Arbeit machen. Dabei stellt sich dann nicht nur die Frage, ob hier Menschen entscheiden oder Computer anhand von Algorithmen -- und ob man diese dann einsehen, verstehen oder gar veraendern kann/darf --, sondern auch, ob diese nur das Kategorisieren bzw. Taggen uebernehmen oder ob man nur das Endergebnis mitgeteilt be- kommt, sie also als Filter agieren. Bei letzterem ist die o.g. Einsichtnahme fuer eine wirklich kritische Nutzung unbedingt er- forderlich, d.h. die gaengige Praxis ueber die grossen Such- maschinen ist keine Loesung des Problems (vgl. Filter- Souverenitaet). Hie rmuesste man eher in Richtung von Suchclustern a la YaCy gehen. Die Alternative zu Algorithmen -- ganz egal ob unter eigener oder fremder Kontrolle -- koennen soziale Filter sein. Was frueher im IRC gepostete Links zu interessanten Themen und Artikeln waren, findet heute seine Fortfuehrung auf speziellen Seiten wie digg oder reddit bzw. ueber die "like" oder "+1" Voting-Buttons der grossen sozialen Netzwerkdienste. Doch wieder weg von den Filtern, zurueck zum Verschlagworten: Auch das kann kooperativ und "social" im Freundeskreis erledigt werden, so dass am Ende alle davon profitieren. Doch wie oben angesprochen, hat man nicht immer die Muse, selbst aktiv zu werden und Artikel zu ueberfliegen und zu taggen. Aufgrund eines Gespraeches in den ver- gangenen Tagen, stellt sich mir die Frage, ob eine solche Aufgabe nicht sowieso schon von Bibliotheken gemacht wird. Koennte das ein Teil des Modernisierungsprozesses sein, denn gerade die Deutschen Bibliotheken momentan durchmachen muessten -- sie muessen, sonst versinken sie in der Bedeutungslosigkeit, aber sie tun es nicht bzw. sind in ihren alten, verkrusteten Strukturen gefangen.