From: Boris Kraut Date: Sun, 21 Apr 2013 19:43:33 +0200 Category: Message-ID: <20130421194333.ElAgFQ@silberbruch> Organization: Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: [.plan] WebRTC WebRTC ist ein Standardisierungsvorschlag, wie man synchrone Pseudoechtzeitkommunikation wie Video- oder Audiochats ueber den Browser bewerkstelligen koenenn soll. Ich sollte davon nicht wirklich begeistert sein -- warum das alles in den Web- browser packen, wenn wir das alles ohne diese Zwischenschicht schon haben? SIP tut ziemlich gut, XMPP+Jingle gibt's zumindest auf dem Desktop in funktionierend und fuer Audiokonferenzen gibt's Mumble. Torotz allem, koenne WebRTC ein echter Gluecksfall werden. Es ist nicht nur ein im Entstehungsprozess befindlicher Standard, nein, es gibt shcon mehrere grundsaetzliche funktionierende Implementierungen -- auch in frei. Zudem wird die Entwicklung von einigen hochkaraetigen Unternehmen mitvorangetrieben, die neben technischem Know-How auch das wichtigste mit in die Waag- schale werfen: Nutzer. Mit Mozilla und Google (und Opera und auch Microsoft, deren rivalisierender CU-RTC genannter Entwurf zumindest teilweise kompatibel ist/gemacht werden kann) haben die beiden wichtigsten Browserhersteller -- Browser, das ist das Stuecksoftware, dass fuer die meisten Leute "das Internet" ist -- die Chance genutzt und pushen WebRTC per Auto-Update zu den Nutzern; we will force you to be free. Anstatt langer Missionierungs- und Erklaerungsorgien -- wir erinnern uns an XMPP: Aber du musst doch nur einen dieser Chatclients installieren und den Account nutzen, den auch fuer eMails verwendest! - Ne, ich nutz lieber WhatsApp/Facebook, das hat jeder. Ausserdem bin ich faul und meine/deine/unsere Freiheit ist mir nichts wert. -- kann man hier einfach einen Link verteilen und gut ist. Mal eben auf nen Katzenbild ge- klickt? Dann kannst du auch hier drauf gehen und mit mir nen Videochat machen. Wie man diesen Link dann verteilt, ist nicht Sache von WebRTC. Damit spart man sich viel Overhead und verfaellt nicht dem NIN- Syndrom. Ob man also im IRC-Query, per Jabber, Mail, Facebook oder SMS den Link verteilt, bleibt jedem selbst ueberlassen. Weil ich gerade SMS anspreche: Mit WebRTC habe ich nicht nur endlich eine Waffe gegen Skype und Co, sondern endlich auch die Chance auf Legacy-Telefonie verzichten zu koennen. Bisher hatte ich auf reines XMPP+Jingle gehofft und SIP dazu immer als potentielle Alternative mitlaufen lassen. In letzter Zeit hatte ich mir sogar mehrfach ueberlegt mit ne kostenlose Ortstelefonnummer bei Sipgate zu registrieren und damit der GSM-Wanze in meiner Tasche den Todesstoss zu versetzten (und sie durch andere Mithoerer zuersetzen...), aber wie es aus- sieht kommt SIP wohl nie beim Ottobuerger in einer Form an, die er bewusst nutzen wird. SIP von der TK-Anlage zum Provider? Ja. SIP beim Provider? Ja. SIP im Unternehmen? Ja. Aber direkt ein SIP-Softfon auf dem Handy oder dem PC mit der Moeglichkeit auch SIP-Nummenr im "eMail"-Adressformat einzugeben? Nein, nicht wirklich. Neben dem eigentlichen WebRTC wird man hoffentlich auch eine weite Verbreitung von STUN [3], TURN [4] und ICE [5] sehen, damit auch die letzten komischen NAT-Konstrukte endlich als komplett laecherlich erkannt werden. Genau wie Zwangsproxies als Zugangsbeschraenkung gehoert sowas einfach abgeschafft: Inzwischen komtm wohl deutlich mehr "Boeses (tm)" ueber das Web, als ueber andere Protokolle. Der oft beworbene Sicher- heitsgewinn von NATs und Zwangsproxies ist keiner, ja ist ein Trugschluss. Fuer so etwas ein kaputtes Netz in Kauf zu nehmen, dass man dann auf Clientseite wieder mit viel Muehe und Softwarebloat zusammenflicken darf, ist irgendwie grotesk. Koennen wir bitte mal anfagen, flaechendeckendes, freies Netz auszurollen? Ueberall? Danke! Achja, von wegen Freiheit: Wie bei diversen SIP-Clients auch schon ueblich, kann man natuerlich auch gecryptete Anrufe taetigen, aber das ist ja fast schon Nebensache. Was den Freiheitsgedanken natuerlich stoert ist der "Link": Man brauch also erstmal einen Webservice, der das ganze bereitstellt. Das gibts natuerlich auch in frei, aber dass das Client-Server- Prinzip ist eine Denke der Ungleichheit und damit eine faktisch eine Versklavung der "dummen" Nutzer. Aber, hey, ich freu mich erstmal ueber das erreichte und das, was die Zukunft noch bringen koennte: Seufz. Endlich frei. Keine Flashnervereien, um Mikrofon und Webcam freizugeben, sondern standardisiertes, pluginfreies, gutes Web. Seufz. Wer das ganze mal ausprobieren will, der darf gerne mal auf AppRTC [1] oder Conversat.io [2] gehen und das ganze bespielen. Die noetige Browser: > WebRTC is available in Chrome's stable version. > WebRTC is available in Firefox's Nightly version. Die mobilen Browser hinken gewohnheitsmaessig etwas nach, aber mit der Chrome for Android Beta gehen z.B. Calls auch mit dem Nexus 7 [6]. Hoffentlich gibt es dann spaetestens im Mai zur Google IO da nen bisserl Bewegung -- auch Firefox 21 wird im Mai den Betastatus verlassen. [0] http://webrtc.org/ [1] https://apprtc.appspot.com/ [2] http://conversat.io/ [3] https://en.wikipedia.org/wiki/STUN [4] https://en.wikipedia.org/wiki/Traversal_Using_Relays_around_NAT [5] https://en.wikipedia.org/wiki/Interactive_Connectivity_Establishment [6] http://www.youtube.com/watch?v=sJtz2nee1zA [7] http://mozilla.github.io/webrtc-landing/