From: Boris Kraut Date: Tue, 10 Sep 2013 21:06:07 +0200 Category: Message-ID: <20130910210607._kgwg4@trauerweide> Organization: Keywords: Comments: To: undisclosed-recipients: ; Subject: [.plan] (G)UI-Suenden Reply-To: Boris Kraut Ich bin kein UI-Experte, fast nur ein reiner Anwender. Meine eigenen UIs sind meist ziemlich minimalistisch und nicht intuitiv. Trotzdem gibt es -- hauptsaechlich in GUIs -- einige Probleme, die mich so sehr stoeren, dass ich die dazu gehoerige Software in der Regel nicht (mehr) nutze: Fast schon ein UI-Fail-Altmeister: Fokusdiebstahl. Im bestenfall sind es nur nervige Status-PopUps, die einfach nur bestaetigt werden wollen, im schlechtesten Fall ist das stehlende Element ein Texteingabefeld, das dann ungefragt sensible Daten wie Passphrasen o.ae. entgegennimmt -- und im Klartext anzeigt. Seufz. Es ist 2013. Und trotzdem muss man sich noch mit sowas rumschlagen! Seit einigen Jahren gibt es in Sachen GUIs immer mehr den Trend zum Minimalismus, was ja an sich eine gute Sache ist. Doch wohin mit den ganzen Funktionen? Wegrationalisieren a la Gnome3 kommt bei einigen Nutzern nicht gut an, denn dort handelte es sich meist um liebgewonnene, aktiv genutzte Optionen. Ich selbst habe mit Gnome3 -- wenn ich es denn nutzen muss -- kaum noch UI-Probleme. Es bedient sich anders, aber nicht schlechter. Ausserdem gibt es von Dritten genug Anpassungsmoeglichkeiten. Auf einem Multiuser extrem stoerend ist aber, dass gdm nicht mehr den Account anhand der Anfangsbuchstaben selektieren kann -- Pfeiltasten gehen noch. Was ich von der Idee die mittlere Maustaste umzubelegen halten soll, weiss ich nicht... Die zweite Alternative waere es, die Funktionen standardmaessig zu de- aktivieren, sie aber in einem Expertenmodus anzuzeigen. Das ganze kann man auch so aufbauen, dass es nicht nur einen einzigen Expertenmodus gibt, sondern man dem Nutzer feingranulare Einstellungsmoeglichkeiten einraeumt, wie er "seine UI" haben moechte. Da die meisten Entwickler ihre Nutzer aber fuer dumm halten, wollen sie diesen eine solche Viel- falt nicht zu muten -- das koennte ja Verwirrung stiften. Die Loesung heisst "kontextsensitive" UI. Das heisst, dass man je nach Kontext dem Nutzer genau die Elemente anbietet, die er in der jeweiligen Situation benoetigt. Klingt erstmal nicht falsch, wenn man wirklich der Meinung ist, vorausahnen zu koennen, was der User wann machen will. Doch bitte, liebe Entwickler, lasst eure UI-Elemente ueber dem Inhalt schweben! D.h. ganz egal, was ihr wann wo einblendet, blendet es UEBER den Inhalt. Gegenbeispiel: Google's Chrome. Dort wird die Optionen zu einer Google-Uebersetzung, zu Geo-Daten oder zur Webcam-Nutzung ueber eine zusaetzliche, automatisch aufklappende Infoleiste am oberen Rand erledigt. Diese schwebt nicht, d.h. sie drueckt den ganzen Inhalt der Website nach unten. Das ist mehr als nervig, wenn ich mich schon ent- schieden habe, wo ich "hinklicken" will und dann doch auf einen Link oder gar Werbung geklickt habe. Kann es wirklich sein, dass das sonst keinen stoert? Meine Loesung: Kein Chrome/ium, keine Mauseingabe, keine Werbung. Uebrigens: es ist nicht viel besser die Elemente schwebend einzublenden und das genau an den Stellen zu tun, an denen sich der Zeiger befinden oder sich hinbewegen koennte.. oder wo wichtige Informationen des "Inhalts" ueberdeckt werden. Bleiben wir einen Moment sowohl bei Google als auch bei Browsern: Auf Touch-Geraeten macht es in meinen Augen ab einer bestimmten Groesse -- konkret 7" Geraete -- ueberhaupt keinen Sinn, die URL-Leiste am oberen Rand anzubringen. Die Tastatur befindet sich sowohl bei Hard- wie auch bei Softwareausfuehrungen meist am unteren Rand. D.h. ich muss erst meine Hand nach oben bewegen, die Adressleiste selektieren und dann fuer die Eingabe die Haender wieder nach unten zur Tastatur bringen. Ein besserer Platz fuer die URL waere z.B. am unteren Rand -- direkt ueber der Tastatur. Alternativ koennte man der Tastatur auch einen Button spendieren, der dem URL-Eingabefeld den Fokus verleiht, was sicher einige Tastaturen genau so machen. Diese Unten/Oben-Problematik ist aber bei Android auch im normalen Betrieb zu finden: Waehrend es bei Smartphones ob der Groesse nicht auffaellt und bei Desktop-Betriebssystemen dank der meist vorhandenen Tastatur und Maus kein Problem, sondern ein Feature ist, sind Tablets haeufig davon geplagt: Geteilte Menuleisten -- also im Falle von Android eine Menueleiste am unteren Geraeteende (Zurueck, Home, Task- manager, ...) und eine am Geraetekopf (Eigenschaften, Kontextmenu, usw.). Es gibt noch einige andere UI-Fails -- gerade Android ist da ein sehr dankbares Opfer, das leider nicht nur im UI-Bereich, sondern auch in Funktionalitaet oder anderen fundamentalen Feldern massive Schwaechen zeigt --, aber fuer den heutigen Tag soll es erstmal genug sein. Ich bin ja schon froh, dass ich ueberhaupt mal wieder etwas veroeffentlicht habe :).