From: Boris Kraut To: undisclosed-recipients: ; Date: Mon, 01 Dec 2014 00:09:17 +0100 Message-ID: <20141201000917.Al4IaO@edupad.local> Reply-To: Boris Kraut Subject: [.plan] Arbeitskampf vs. Bequemlichkeit Auch diesen Text habe ich schon vor einiger Zeit begonnen, doch vielleicht ist es auch ganz interessant ihn jetzt fertig zu schreiben. Denn komischer- weise sind die Tarifverhandlungen der Bahn mit ihren Gewerkschaften immer noch nicht abgeschlossen. Ab und an gibt es dazu eine Meldung, aber nur die wenigsten nehmen davon ueberhaupt Notiz: So bald man nicht betroffen ist, so lang die Zuege rollen, scheint alles in Ordnung zu sein, die Forderungen der Gewerkschaftler interessieren da niemanden mehr. Ich moechte gar nicht die Forderungen an sich diskutieren, nur es hat sich da eben eine Gruppe von Mitarbeitern, eine Gewerkschaft, gegruendet, die offensichtlich unzufrieden sind, die ein Anliegen haben und diesen billigt das Gesetz Streiks zu. Dass darunter andere zu leiden haben ist bei einem Unternehmen wie der Bahn nicht vermeitbar, aber sollen Bahnler lieber fuer die Gesellschaft auf ihr Recht verzichten? Sollen Sie anders behandelt werden als Angestellte eines Unternehmens, das in unserem Alltag keine so zentrale Rolle spielt? Ja! Das ganze hat auch einen Namen: Verbeamtung! Wenn wir der Ueberzeugung sind, dass die Bahn eine kritische Infrastruktur ist, auf die wir angewiesen sind, bei der ein Streik uns so sehr schaedigt, dann muessen wir entweder dafuer sorgen, dass sie aus der Privatwirtschaft ausgeschlossen ist, dass es also wieder eine "Bundesbahn" mit Beamten gibt, oder wir sorgen dafuer, dass es genuegend Konkurrenz gibt, z.B. indem wir das Streckennetz als Infrastruktur in die oeffentliche Hand legen, und die eigentliche Transportaufgabe auf viele konkurrierende Unternehmen aufteilen. Das sind zwei moegliche Loesungen fuer die Frage, was kritische Infrastruktur ist und wie wir diese schuetzen koennen. Es gibt noch mehr Alternativen, doch die Frage ist es, die gestellt werden muss. Und nicht dieses elendige Rum- geheule, warum die streiken duerfen oder nicht... Uebrigens: Es gibt natuerlich auch andere Formen des Streiks, der weniger die Bevoelkerung trifft. Es gab beispielsweise Berichte ueber Bahnstreiks in anderen Laendern, die nur das Unternehmen treffen: Der Bahnbetrieb laeuft weiter, aber es werden keine Tickets mehr kontrolliert. Kostenloses Bahn- fahren fuer alle -- auch das ist ein Konzept, nicht nur fuer den Streikfall: Buergerrecht auf Transport und Reise (was ja zumindest im OEPNV hier und da diskutiert wird). Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass die oeffentliche Meinung bei einem Streik zwar nicht unwichtig ist, aber wenn es um ein fundamental wichtiges Thema geht, kann, darf und soll ein Streik auch gegen die oeffentliche Meinung gehen. Das unterstreicht in gewisser Weise sogar dessen Wichtigkeit (fuer die Streikenden). Nicht dass ich das Machtgeplaenkel der Gewerkschaften jetzt fuer so wichtig halten wuerde, aber ich wollte ja -- s.o. -- auch nicht ueber die Beweggruende und Ziele schreiben. Und noch ein letztes Wort am Ende, nur um mal darueber nachzudenken: Zwei Gewerkschaften, zwei Tarife. Wo ist da die Forderung "Gleiches Geld fuer gleiche Arbeit" geblieben? Gibt es eigentlich reine Frauen- oder Maenner- Gewerkschaften?