From: Boris Kraut To: undisclosed-recipients: ; Date: Tue, 17 Nov 2015 09:38:21 +0100 Message-ID: <20151117093821.9yjALT@android-1246794.local> Reply-To: Boris Kraut Subject: [.plan] Paris, Frieden und offene Grenzen Es ist schon bezeichnend, dass sich als Logo der Trauer ein zum Peace- Zeichen stilisierter Eiffel-Turm herausgebildet hat.. und unter diesem Banner fordern Politiker und die Bevoelkerung lautstark ein haerteres militaerisches Vorgehen gegen IS, den Krieg gegen Terror. Und um unsere Freiheit zu verteidigen, beschraenken wir sie. Wo wir bisher immer das Problem hatten, dass unsere "virtuelle" Freiheit schwer zu vermitteln ist, ist Reisefreiheit eigentlich eine der akzeptiereten, bekannten und geschaetzen Werte der Europaeischen Gemeinschaft/Idee. Und doch beginnen wir die Grenzen wieder dicht zu machen -- als ob das etwas helfen wuerde! Wer ernsthaft daran glaubt, dass man im Jahr 2015 durch Zaeune und Grenzkontrollen Einwanderung oder Terrorismus (eine Frechheit das ueberhaupt in einem Satz zu nennen) regulieren zu koennen, arbeitet aktiv and er Zerstoerung unserer Werte, ist selbst Terrorist. Allein die Vorstellungen eines festgelegten Staatsgebietes ist mehr als ueberholt: Russland annektiert die Krimm. Unabhaengigkeitsbestrebungen in Schottland, Spanien uvm. Das einzige was einen Staat zusammenhaelt, ist die Summe der Gemeinsamkeiten, nicht ein Grenzzaun. Und koennen wir das wirklich erzwingen? Einbuergerungstests? Gedankenkontrolle? Defacto muessten wir eigentlich einen Grossteil der Bevoelkerung und der Politker ausweisen, weil sie offensichtlich nicht mehr die selben Werte und Ideale teilen, auf dir wir dieses Land gegruendet haben. Oder -- da ich ja das Staatsgebiet als irrelvant ansehe -- vielleicht sollte man mich aus- weisen? Wenn die Mehrheit der Bevoelkerung offensichtlich nicht mehr mit meinen Werten uebereinstimmt, dann bin ich das fremde Subjekt? Der Staat veraendert sich, entwickelt sich weiter... oder ein fremder Staat ueber- nimmt uns gerade: Waehrend zur Zeiten der Weimarer Republik der innere Feind noch klar zu erkennen war -- ganz praktisch z.B. an einer anderen Flagge -- haben wir es jetzt mit einer Unterwanderung zu tun: Pegida marschiert unter Schwarz-Rot-Gold, Politiker dieses Landes arbeiten an der Abschaffung der FDGO. Doch was ist die Alternative? Ich glaube nicht, dass wir unseren Werte- kanonen veraendern sollten, nur aus der Angst, dass andere uns dazu zwingen koennten. Selbstbeschraenkung ist in diesem Fall nicht ziel- fuehrend. Und das nicht nur auf intelektueller Ebene: Der Grund fuer die Einwanderungswelle ist, dass es den Leuten in "ihrem" Land zu schlecht geht. Die einzige Option, das zu aendern, ist das Angleichen der Verhaeltnisse. Und ich persoenlich moechte nicht in einem Land leben, dass diese Angleichung durch Herabsetzen des eigenen Status erreicht: Wir muessen das Lebensniveau in den Krisenlaendern erhoehen -- und dazu zaehlt erstmal ein Ueberleben dort moeglich zu machen. Und bei uns selbst? Wir muessten mehr in unsere eigene Aufklaerung investieren, wir braeuchten mehr Leute, die gegen die einfachen Stammtischparolen vorgehen und wir brauchen Politiker die zu unseren Werten stehen. Wir muessen aufhoeren nach 100% Sicherheit zu streben, diese ist nur Illusion, es wird immer Gefaehrdung geben. Und so schlimm die Anschaelge waren, waren sie keine Gefaehrdung fuer die Existenz des Staates, der Population, der Gesellschaft. Vielleicht muessen wir uns auf dem Weg zu einer gerechten und friedlichen Welt daran gewoehnen, dass nicht jeder ein Interesse daran hat und bereit ist, Menschen zu toeten.