From: Boris Kraut To: undisclosed-recipients: ; Date: Tue, 24 Nov 2015 15:23:44 +0100 Message-ID: <20151124152344.GDguhn@android-1246794.local> Reply-To: Boris Kraut Subject: [.plan] Eltern-Kind-Beziehung Wie schwer muss es sein, wenn man das eigene Kind leiden sieht und doch keinen Rat weiss? Ja noch nicht einmal das Problem nachvollziehen kann, weil man selbst ganz andere Erfahrungen gemacht hat? Welchen Ratschlag soll man geben? Luegt man es an und sagt, dass alles irgendwann gut wird? Ein Heilsversprechen, das nicht gehalten werden kann, das Prinzip Hoffnung? Oder faehrt man die harte Linie: "Reiss dich zusammen", "Deal with it"? Mit der Gefahr dass es sich voellig zurueckzieht, alle Hoffnung aufgibt, an der Realitaet zerbricht? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was fuer meine Belastung das sein und es tut mir unsagbar leid, dass ich das meinen Eltern antue. Doch welche Optionen gibt es denn auf der anderen Seite? Soll das Kind seinen Eltern "Zufriedenheit" vermitteln, wo keine ist? Abwiegeln, nach dem Motto "alles ist gut"? Oder gar aktiv Dinge vorspielen? Das erinnert mich nicht nur an mich selbst, sondern auch an diese Geschichte aus einem Imageboard [0]: >> Friday, about 6 PM >> In room, browsing 4chan and playing Minecraft >> Dad comes in >> "Hey buddy, have any plans for the weekend?" >> "Not really, no." >> "Why don't you go out with some friends? It's a nice night." >> Conversation continues for another five minutes >> Dad asks about girls and my "friends" >> I try to dodge around admitting I have no friends and have no experience with girls >> But he knows >> "Ok buddy, just let me know if you ever want a ride somewhere, or you can borrow my car any time you want." >> Pats me on the shoulder and leaves >> I get back to Minecraft >> After a few minutes, feel thirsty >> No drinks in my room >> Venture out of my room and go to the kitchen >> Hear my father in the living room, crying >> Look around the corner >> He's looking through photo albums at pictures of me >> "Hey Dad." >> He looks up, trying to hide that he was crying >> "I'm going out with some friends, can I still borrow the car?" >> He smiles the happiest smile I have seen in years >> "Sure thing buddy." >> He gets up and hugs me, tears in his eyes >> I get dressed, get in the car and leave >> I drive to an empty parking lot in an industrial area >> I go to sleep in the back seat >> Return home the next morning >> Pretend I was out with friends all night >> Dad hugs me again > > I've been doing this almost every weekend for months now. Ziemlich drastisch und traurig, aber nachvollziehbare Reaktion? Die Alternativen sind ebenfalls nicht wirklich besser: Entweder man ist ehrlich und bespricht wieder und wieder das selbe Thema, das selbe Problem -- und wieder wird es keine Loesung geben, wieder wird die Gegenseite vielleicht nicht mal nachvollziehen koennen, worueber man spricht, warum einen Dinge belasten, warum man nicht die Kraft findet, sich um andere Dinge zu kuemmern. Und am Ende bleiben doch nur allgemein Plaetzchen uebrig. Wenn alle Dimensionen eines Problems mehrfach durchdacht wurden, muss man es nicht immer und immer wieder besprechen -- was uebrigens auch genau das selbe Problem bei der Frage "Wie geht es dir?" ist: Es wird keine Antwort erwartet, sondern nur ein kurzes Update a la "mir geht es gut". Hoeflichkeiten austauschen, aber nicht an einer echten Information oder gar Problemloesung interessiert sein... und selbst wenn macht es -- wie gesagt -- keinen Sinn, Probleme immer und immer wieder zu besprechen, die die Gegenseite nicht verstehen kann und/oder auf die es keine Antwort gibt. Bleibt noch die letzte Moeglichkeit: Stumm bleiben, einfach gar nichts mehr dazu zu sagen, den Kampf immer und immer wieder in sich selbst ausfechten -- denn auch wenn man nicht mehr darueber redet, bleiben manche Themen so praesent und dominieren, dass man sich nicht auf etwas anderes konzentrieren kann. [0] https://www.reddit.com/r/4chan/comments/179scr/anon_goes_to_the_theatre/